Ein Blick auf gesunde und missionarische Kirche heute
Liebe Freunde,
wer heute auf die Kirche in Europa blickt, sieht vielerorts eine herausfordernde Realität: Rückgang an Gottesdienstbesuchern, schwindende Beteiligung, Mangel an Berufungen, und immer weniger Menschen, die mit der Kirche in Berührung kommen.
Doch zugleich gibt es Orte, wo genau das Gegenteil geschieht – wo Kirche lebendig, dynamisch und anziehend ist, sogar wächst.
Was unterscheidet diese Gemeinden voneinander?
Warum wachsen manche, während andere langsam auslaufen?
Sterbende Gemeinden …
Sterbende Gemeinden erkennt man selten an einem plötzlichen Zusammenbruch, sondern an einer schleichenden Gewöhnung:
Man verwaltet, was noch da ist, anstatt zu fragen, wozu Gott uns heute ruft.
Typische Merkmale sind:
- Priester und Mitarbeiter verstehen sich als Dienstleister, Gläubige als Konsumenten kirchlicher Angebote.
- Kirche wird durch die Linse einer ökonomischen Logik gesehen: Man zahlt (Kirchensteuer, Spende) und erwartet dafür eine Leistung – Taufe, Messe, Kurs, Begleitung.
- Das Ziel ist, „die Lichter an“ zu halten – anstatt Menschen zum Licht zu führen.
- Es gibt wenig Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Man denkt in Programmen und Veranstaltungen, nicht in Berufung und Schritte der Jüngerschaft.
- Der Blick richtet sich nach innen: Man konzentriert sich auf die Wünsche derer, die schon da sind, statt auf die Menschen, die noch draußen stehen.
- Mission wird oft als Selbstschutz verstanden – als Rückzug in eine „heilige Festung“ gegen die Welt.
Das Resultat: eine Gemeinde, die langsam austrocknet.
Nicht, weil sie böse wäre – sondern, weil sie aufgehört hat, ihre Mission zu leben.
Wachsende Gemeinden…
Wachsende Gemeinden leben aus einer anderen Haltung.
Sie verstehen sich nicht als „Institution mit Mission“, sondern als Mission mit Institution – also als Gottes Rettungsaktion für die Welt.
Sie sind überzeugt:
Kirche hat keine Mission – sie ist Mission.
Solche Gemeinden haben einige Dinge gemeinsam:
- Sie sind nach außen orientiert.
Sie wissen, dass Jesus gekommen ist, um die zu suchen, die verloren sind – und dass die Kirche nur dann lebendig bleibt, wenn sie dieselbe Richtung einschlägt. - Sie leben Jüngerschaft als Weg.
Menschen werden eingeladen, eine bewusste Entscheidung für Christus zu treffen – und danach Schritt für Schritt in Beziehung mit dem Herrn, Glauben, Dienst, Gemeinschaft und Mission zu wachsen. - Sie fördern Kleingruppen und geistliche Freundschaften, wo Leben geteilt und Glaube konkret wird.
- Sie verstehen Gottesdienst nicht primär als „Tankstelle für die Woche“, sondern als Lobpreis und Sendung: Ich komme, um Gott zu ehren – und mich senden zu lassen.
- Sie fordern und fördern.
Mitglieder übernehmen Verantwortung, entdecken ihre Gaben, bringen sich ein – weil sie wissen, dass Glaube nicht Konsum, sondern Berufung ist. - Und sie wissen:
Wenn Jesus sagt, man solle die 99 verlassen, um das eine zu suchen,
dann nicht, weil er die 99 gering schätzt,
sondern weil es das Beste für die 99 ist, mit ihm auf der Suche zu sein.
Der Schlüssel: Mission statt Verwaltung
Der Unterschied zwischen wachsenden und sterbenden Gemeinden liegt letztlich nicht in Ressourcen, sondern in der Haltung:
Ob wir unseren Glauben als Aufgabe zur Bewahrung oder als Berufung zur Sendung verstehen.
Kirche ist lebendig, wo Menschen Jesus persönlich begegnen –
wo sie lernen, ihr Leben aus dieser Beziehung zu gestalten,
und wo sie entdecken, dass sie selbst Teil von Gottes Mission sind.
Das Zentrum Johannes Paul II. wurde genau mit dieser Überzeugung gegründet:
um Kirche vor Ort neu zu denken für ein post-christliches Zeitalter –
damit sie wieder zu dem wird, was sie von Anfang an war:
eine Gemeinschaft von Jüngern, die Jünger machen.
Gottes Segen!
P. George Elsbett LC
Leiter des Zentrums Johannes Paul II.
PS: By the way: Wir sind darin bei weitem nicht perfekt. Wir werden morgen nicht mal eben die Welt retten. Wir haben noch viel zu lernen – gerade auch von anderen, die uns auf diesem Weg vorausgehen und inspirieren. Zugleich bin ich dankbar, immer besser verstehen zu dürfen, worum es uns als Kirche wirklich gehen muss – und wo wir den Kurs trotz Gegenwind freudig und zielstrebig halten dürfen.