Ein merkwürdiges Fest kommt auf uns zu. Ein Relikt aus dem Mittelalter. Ein Überbleibsel der jüngsten liturgischen Reform, das man irgendwie zu löschen vergessen hat. Der Christkönigssonntag steht vor der Tür, heuer am 22. November. Wieder einmal ist man als Prediger herausgefordert, das Fest herunterzuspielen. Wieder einmal wird man sich der Aufgabe stellen, uns allen erklären zu müssen, warum dieses Fest nicht mehr relevant sei. Könige!? Niemand will ein Sklave sein. Wir leben heute Gott sei Dank die Demokratie, und zwar in allem. Der Begriff „König“ hingegen lässt an Machtausübung, an Freiheitseinschränkung, an Bevormundung denken – alles Zeichen einer unmündigen Welt, die die Aufklärung noch nicht erreicht hat. Ich bin anderer Ansicht.

Das Christkönigsfest wurde von der nachkonziliaren Liturgiereform nicht nur nicht abgeschafft, sondern sogar aufgewertet. Es steht jetzt am Ende des Kirchenjahres, als Punkt, auf den alles andere zugeht. Warum? Weil Jesus Christus für den Christen nicht nur ein Buddy, sondern wirklich der „Herr“ ist. Es ist bezeichnend, dass Romano Guardini, einer der größten deutschen Theologen des 20. Jahrhunderts, sein großes Meisterwerk in Hinblick auf das in den 1930er-Jahren aufkommende Dritte Reich mit „Der Herr“ betitelt hat. Wieso? Weil er seine deutschen Leser erinnern wollte: Der wahre Herr ist nur einer. Weil er in diese Welt hineinrufen wollte: Oh Welt, die du so schnell dabei bist, anderen Herren zu dienen, die du denkst, dir das Glück, den Frieden, die Freiheit bringen werden, passe auf, dass du nicht deren Sklave wirst! Guardini hatte eine geniale Intuition. Und zwar: Wir haben unsere Könige gar nicht abgeschafft. Sie heißen nur anders. Damals hatten sie sogar Namen wie „der Führer“ oder „il Duce!“ Heute ist das alles etwas subtiler. Heute heißen diese Könige „die Politik“ im Allgemeinen, „der Staat“, „der Fußball“, „der Alko