Was sind die nächsten Schritte des Zentrum Johannes Paul II.? Wohin gehen wir?

 

Unterscheiden: Gas geben. Oder vom Gas gehen.

Gas geben. Oder vom Gas gehen. Das ist die Frage. Die Tugend der Mäßigung bedeutet nicht einfach „weniger tun“ oder sich genügend „ausruhen“ und auch nicht die Leidenschaft unterdrücken. Es kann auch genau das Gegenteil bedeuten, eben nicht vom Gas zu gehen, sondern Gas zu geben. Aus diesem Grund würde Thomas von Aquin sagen, dass eine tugendhafte Handlung, die mit Leidenschaft vollzogen wird, vollkommener sein kann als eine, bei der die Einbindung der Leidenschaft fehlt – einfach auch deswegen, weil sie ganzheitlicher ist, den ganzen Menschen in die gute Tat einbindet und nicht nur seinen Verstand und seinen Willen.

Mäßigung hat mit Maß zu tun, das richtige Maß zu finden. Es geht um die innere Ordnung. Es geht eben darum, die Leidenschaften und Gefühle dem Verstand gemäß und, für einen Christen, dem Licht des Glaubens gemäß zu ordnen. Aber ordnen ist eben nicht gleich unterdrücken. Es geht um die Fähigkeit, über sich selbst verfügen zu können. Es geht um die innere Reife, die wahre Liebe erst wirklich möglich macht.

Es ist interessant, dass die Mäßigung den Weg zur Kontemplation eröffnet, diesem einfachen Blick auf die Wirklichkeit unter dem Einfluss der Liebe. Wie das denn? Weil der Mäßigende nicht gleich ergreifen, an sich reißen, für sich haben wollen muss – sei das Alkohol oder Geld oder Sex oder Anerkennung oder Bestätigung oder was auch immer. Die Mäßigung ermöglicht es, das Angeschaute erst einfach einmal stehen zu lassen, tiefer zu betrachten, ohne es gleich für sich selbst gebrauchen zu müssen oder gierig konsumieren zu wollen. Letzteres führt dazu, dass man das Angeschaute verkennt, nicht mehr in seiner wahren Größe und Tiefe sehen kann. Man sieht nur noch das, was man für sich will. Vor ein paar Tagen bin ich in der Nacht auf einen der vielen Berge südlich von Wien gestiegen, habe mich dort in den Tiefschnee an einem Hang eingebuddelt und biwakiert. Über mir die riesen Sternenkuppel eines freien Himmels. Das Schneetreiben um mich herum. Das Sausen des Windes. Das Wunder einer einzigen Schneeflocke. Das war für mich eine einzige Einladung zur Kontemplation. So klein sein vor dieser Größe und Majestät und doch darum wissen, dass der Schöpfer von alldem gerade  dieses scheinbar so unbedeutende „Ich“ unsagbar wertschätzt. „Gott ist so groß, dass er klein sein kann“, erinnerte einmal Papst Benedikt XVI. Papst Franziskus zitiert gerne Ignatius: „Non coerceri maximo, contineri tamen a minimum, divinum est“ – nicht vom Größten eingeschränkt zu sein und sich doch mit dem Kleinsten beschäftigen zu können, das ist göttlich.

GEBET und Hinhören auf Gott

Gestern haben wir eine Anbetungsnovene 24/9 (also 9 Tage oder 216 Stunden Tag- und Nacht-Anbetung ohne Unterbrechung) hier im Zentrum Johannes Paul II. begonnen. Eine Einladung zum Stillwerden vor dem Herrn, hinzuhören was er will, was er uns sagen will. Vom Gas gehen oder Gas geben. Und wieviel Gas und in welche Richtung. Vor uns stehen große Fragen und es gibt vor allem eine große Herausforderung. Immer mehr Menschen finden den Weg ins Zentrum. Und hinter jedem Gesicht steckt eine Geschichte. Gerade gestern kam uns ein ehemaliger Musiker einer international bekannten Rockband besuchen. Er hatte hier im Zentrum vor einigen Jahren zum Glauben gefunden und engagiert sich inzwischen in einer Wiener Pfarrgemeinde. Mit ihm kam sein Freund, der bei „Shut up! It’s Christmas!“ eine spektakuläre Bekehrung erleben durfte. Die Gemeinde wächst. Es sind nicht immer die krassen Bekehrungen. Aber was so ein Geschenk für mich ist, dass doch immer mehr und immer mehr Menschen hier dem Herrn zum ersten Mal oder neu oder tiefer begegnen dürfen. Und seit „Shut Up It’s Christmas“ hat diese Tendenz noch einen Schubs nach vorne bekommen. Das ist ein schönes Phänomen, aber wird so langsam zu einem Problem.

Unser Anliegen für 24/9 hat mit dem Thema Räumlichkeiten zu tun. Konkret suchen wir seit einem Jahr allgemein und seit einem halben Jahr intensiver, wie wir auf 1.000 bis 1.500 m2 Fläche kommen könnten. Das wäre die die zweieinhalbfache Größe dessen, was jetzt das Zentrum ausmacht. Das scheint für uns der nächste logische Schritt zu sein. Der wäre kühn, aber auch nicht völlig aus der Luft gegriffen.

 

Vision und Ausrichtung

Wohin geht die Reise? Das weiß der Herr. Es gibt allerdings einige Indizien. Apostel ausbilden, die die Welt verändern. Das ist die Vision des Zentrums. Apostel ausbilden heißt vor allem Folgendes:
1. Menschen in Gemeinschaft mit dem Herrn und untereinander zusammen-zuführen.
2. Sie zur Jüngerschaft zu befähigen.
3. Sie als Botschafter seiner Liebe in diese Welt zu entsenden.
Also ein klarer Schwerpunkt auf Gemeinschaft mit Gott und untereinander, sowie Befähigung zur Jüngerschaft und Mission. Dabei legen wir aber einen deutlichen Fokus auf Menschen, die der Kirche fernstehen – wenn nur noch 3 Prozent der Wiener in die Kirche gehen, ist es ja auch nicht so schwer zu verstehen, warum.

Ein weiteres Indiz besteht in der Unterstützung von anderen Pfarren und Gemeinden. Das geschieht jetzt schon durch Begegnungen (es kommen immer wieder Vertreter anderer kirchlicher Einrichtungen, öfters auch von anderen Diözesen, um das Zentrum kennenzulernen) und Einladungen, dort Impulse, Vorträge und Workshops zu halten. Wie das in Zukunft ausschauen wird, weiß ich nicht. Ich merke nur, dass es eine Tendenz ist, die sich verstärkt.

In diesem Sinne könnte ich mir auch vorstellen, einmal die 400er-Grenze überschritten, dass wir beginnen, kleinere Gruppen zu entsenden, die entweder neue Gemeinden gründen (church planting) oder in bestehenden Gemeinden sich unterstützend einbringen bzw. gemeinsame Sache machen (church grafting). Das hätte den Vorteil, dass wir nie allzu große Gebäude und Räumlichkeiten für das Zentrum brauchen würden, weil wir mehrere Standbeine hätten. Außerdem wäre es ein Dienst an der Ortskirche in einem Bereich, der doch in vielen Orten dringend notwendig wäre und in dem auch das größte auszuschöpfende Potenzial für die Neuevangelisierung unserer Kirche besteht: die Revitalisierung der Pfarrgemeinden. Bevor wir aber darüber allzu viel nachdenken können, müssen wir erst mal größer und stabiler werden – eine derzeitige Entsendung einer größeren Gruppe aus dem Zentrum heraus wäre schwer zu verkraften. Dabei spielt das Thema größere Räumlichkeiten eine wichtige Rolle. Also, wenn uns da jemand helfen will oder eine Idee hat, bitte gerne – danke! 😊

Gottes Segen!
P. George LC

PS: Du möchtest helfen, aber weißt nicht wie?

  • Das Wichtigste gleich mal zuerst: das Gebet. Vielleicht möchtest du dich an unser tägliches Zentrum-Johannes Paul II.-Gebet anschließen? Hier kannst du den Text downloaden.

Für finanzielle Spenden wären wir auch sehr dankbar, sei es einmalig, sei es als Dauerauftrag. Das ist zwar auch schon jetzt sehr aktuell, wird allerdings ein größeres Thema werden, sobald sich das Projekt konkretisiert. Das Zentrumskonto lautet:
Raiffeisenbank / BIC: BIC RLNWATWW / IBAN: AT76 3200 0012 0747 8480

PSS. Übrigens, diese Gedanken sind die ein wenig überarbeiteten Gedanken, die ich versucht habe in unserem jüngsten Regnum Christi Newsletter zu schildern. Dort findest du eine Übersicht über die wichtigsten Angebote im Jahr 2019 für Kinder, Jugendliche, Familien, Männer und Frauen.