Der 22. August steht für die Wende. Wieder einmal durfte ich lernen, was Vertrauen heißt. Seit Sonntagfrüh befinde ich mich wieder fix in Wien. Der Sommer war durchwachsen. Auch wenn es aus dem Glauben heraus anders ausschaut. Ich bin nämlich für alles sehr dankbar, auch das Durchwachsene. Ich durfte wieder erfahren und vom Herrn belehrt werden: Das Fundament für unsere Hoffnung ist kein Wunschdenken. Noch weniger eine psychologische Stütze, um schwache Gemüter vor der Realität zu schützen. Unser Getragensein beruht nicht auf einem Märchen, sondern auf einem andauernden Ereignis. Ich, wir, ruhen in Seiner Hand.
Mehrere Tatbestände haben sich in meinem Inneren im Laufe des Sommers aufgetürmt. Ich werde nicht auf alles eingehen, aber ganz oben steht, wie so oft in den letzten Jahren, das ganze Thema „Finanzierung“. Das Gefühl oder die Versuchung zu glauben, man stehe allein auf weiter Flur. Als ob es niemanden interessieren würde. Was nicht stimmt, aber das Gefühl war zuweilen da. Ich will auch nicht übertreiben. Die „gefühlte“ Last von dem bewegt einen manchmal mehr als man es sich selbst zugestehen will. Ich vermute, ihr könnt das nachvollziehen. Und dann eine Nachricht von einem unserer BeFreelern, dass er in ein paar Wochen im Ausland sei und einige Personen trifft, die evtl. helfen könnten, ob er wohl mit dem Fundraising helfen dürfe. Und dann die Nachrichten, die Gebet versprachen. Das ist nur ein Beispiel von vielen, wo der Herr mir immer wieder zeigt: Chillax. Ich bin hier derjenige, der die Fäden in der Hand hat. Es ist mein Projekt. Trotzdem wollte ich den Herrn daran erinnern (habe es auch getan), dass diese Gebetsversprechen zwar gut und schön sind, aber dass ich/wir trotzdem nicht wussten, wie wir eine größere Rechnung zahlen sollten, denn ein zugesagtes Geld war nicht plangemäß angekommen. Und das hat uns „Cash-Flow-technisch“ Probleme gebracht. Um den 20. August würde es langsam echt problematisch werden.
Anfang August hatte ich immer noch keine Ahnung, wie wir die Rechnung zeitgemäß zahlen sollten. Halb scherzhaft erzählte ich einigen nervöseren Mitarbeitern, dass sie sich keine Sorgen machen sollten. Der Herr hatte noch nicht geantwortet. Aber ein ernsthaftes Gespräch mit seiner Mom stehe noch aus.
Dann kam zuerst die Novene (9-Tage Gebet) vor dem 15. August (Maria Himmelfahrt). Am 16. gab es dann einen vielversprechenden Termin im Ausland. Am 22. (Maria Königin) kam dann die Antwort. Freunde hatten in Vorbereitung auf den 22. eine weitere Novene zur Mutter Gottes gebetet. Und, himmlische Regie, am 22. kam dann die Zusage, die uns wieder einen Schritt in der Fertigstellung weiterbringt, mich wieder ruhig schlafen lässt. Oh du Kleingläubiger, dachte ich mir. Wann wirst du endlich lernen. Gott hilft immer. Spätestens rechtzeitig. Zugleich war das wieder eine Bestätigung, dass das gesamte Projekt SEIN Werk ist, nicht einfach „unser Ding“.
Das bringt mich zum nächsten Punkt. Ich habe große Ehrfurcht vor dem, was der Herr sich mit dem neuen Zentrum denkt und wünscht. Und dass wir alle – du und ich – hier mitmachen dürfen. Und die Verantwortung, die dies mit sich bringt. Ich glaube wirklich, es ist Er. Natürlich muss man in solchen Dingen immer sehr behutsam sein. Aussagen nicht einfach Gott in den Mund legen, er wolle dies oder jenes. Und doch. Für mich ist gerade die ganze finanzielle Geschichte dieses Projektes einfach viel zu viel Zufall, um Zufall zu sein. Da steckt mehr dahinter. Und es wäre verkehrt, wenn wir hier nicht weitere Schritte setzen würden, versuchen würden, im Gleichschritt mit ihm zu gehen. Aber wie?
Es ist noch genau ein Jahr bis zum Umzug. Ich möchte uns alle ermutigen, uns zu fragen, was es ist, das der Herr von uns in diesem Jahr will. Er hat offensichtlich mit diesem noch kleinen Zentrum Einiges vor. Aber typisch für Ihn: Er will unsere Mitarbeit. Unsere 2 Fische und 5 Brote. Die sehen für jeden von uns anders aus. Und doch will Er sie brauchen, macht die Fruchtbarkeit von dem, was Er tun will, von unserem „Ja“ abhängig. Ja, jeder von uns hat seine eigenen Sorgen, die von seiner Familie, die Dinge, die bewegen und schlaflose Nächte verursachen und beschäftigen. Und dennoch: „Blickt umher und seht, dass die Felder weiß sind, reif zur Ernte.“ (Joh 4,35). „Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ (Lk 10,2).
Aber es geht nicht nur um Freiwilligkeit und Sich-in-den-Dienst-Stellen und Verantwortung übernehmen oder Geld spenden. Was mir in den letzten Monaten immer wieder kommt, ist, dass wir aufpassen müssen. Wir dürfen nicht versuchen, das Reich Gottes zu bauen mit den Mitteln „der Welt“. Vor der wachsenden Bedrohung der Nazis hat der Jesuit Alfred Delp zu seiner Zeit gemahnt: „Vielleicht haben wir zu äußerlich geglaubt und gehofft. Vielleicht unsere hellen Fahnen verwechselt mit den Bannern, die auf den Wällen der irdischen Burgen wehen. Vielleicht sind wir doch dem Rhythmus der Erde und dieser Zeit unterlegen wie einer heimlichen Versuchung? Haben wir die Herrschaft Christi über die neue Zeit verwechselt mit der Macht über die neue Zeit? Wir müssen die Frage stellen und in der ehrlichen Stille unserer Herzen beantworten vor den Stunden der Entscheidung, die anbrechen.“
Wir sind nicht auf „äußerlichen Erfolg“ ausgerichtet, sondern auf die Umkehr und Rückbindung des Menschenlebens in Gott. Wir wollen Menschen in Gott geborgen sehen. Er allein kann die tiefste Sehnsucht des Menschen erfüllen. Darum geht es uns. Reich Gottes ist in erster Stelle ein Beziehungsereignis. Die Begegnung mit der barmherzigen Liebe Gottes in Jesus Christus. Die Verwandlung in Ihm und, oh Würde des Menschen (!): die Vergöttlichung Kraft des hl. Geistes. Das braucht vor allem übernatürliche Mittel: Die Anbetung. Das Gebet. Tiefe Beziehung mit dem Herrn und untereinander. Radikalität in der Nächstenliebe. Das aufrichtige Streben nach einem heiligmäßigen Leben. Wie das Lied uns erinnert: „Holiness is all I long for. Holiness is all I need.“ Die Entscheidung, Jesus zum Zentrum meines Lebens zu machen und ihm nachzufolgen, komme was wolle. Mit dieser Entscheidung fängt Jüngerschaft an. Stellt euch vor, was der Herr unter uns tun könnte, wenn wir eine Gemeinde sind, wo die Mehrzahl der Mitglieder aufrichtig um die Heiligkeit ringt, getragen von einer unerschütterlichen Hoffnung, einem Glauben, der Berge versetzen kann, einer Liebe, die ansteckt, ein Raum, in dem den Gaben des Hl. Geistes lebendige Aufnahme geschenkt werden und wir auch hier hören dürfen: „Wahrhaftig, Gott ist unter euch!“
Beten wir füreinander. Für dieses Jahr. Für das, was der Herr von uns aus Liebe fordert. Für die Menschen dieser Stadt und darüber hinaus, die Seine Liebe noch nicht kennen.
Gottes Segen!
P. George LC