Ausgestreckt. Der Länge nach. Dort liegen sie. Gleich 33. Die Arme sind gekreuzt. Nur noch die Hand-Innenflächen schützen gegen den kalten Marmor. Tausende schauen zu. Sie sind zu ergriffen, um sitzen zu bleiben. Kein Podest. Und doch, was für eine Größe! Kein Thron. Und doch, Königssohn! Keine Siegerehrung. Und doch, ein Sieg! Gebärde des Ausgeliefertseins, des Sich-verwundbar-Machens, der radikalsten Verfügbarkeit. Wäre es nicht Ausdruck der freiesten Freiheit, müsste man eingreifen, um die schlimmste Entwürdigung zu unterbinden. Demütigung. Da schreit irgendwas in uns auf. Das darf nicht sein! Dieses Bewusstsein ist so tief verwurzelt in uns, dass Artikel 5 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte die Demütigung im selben Atemzug wie Folter und jedwede andere grausame Form der Bestrafung verbietet.
Aber noch immer liegen sie dort. Was geht hier vor? Warum laufen nicht die Tausenden Zuschauer nach vorn, um das alles zu verhindern? Und warum sind sie zugleich so ergriffen, dass sie auch nicht sitzen bleiben können? Warum weinen manche, schauen andere weg, knien auf dem Boden, blicken zum Himmel auf oder schließen einfach die Augen? Vielleicht auch deswegen, weil alle zu erahnen beginnen, dass hier nicht tiefste Erniedrigung, sondern erhabenste Veredelung vollzogen wird? Dass sich hier das Geheimnis „Mensch“ auf paradoxeste Weise entschleiert?
Ein sehr emotionaler Moment. Es ist nicht der Höhepunkt der Priesterweihe, der kommt nachher durch die Handauflegung des Bischofs und das Weihegebet. Die Priesterweihe letzten Samstag in St. Paul vor den Mauern in Rom war auch nicht meine erste Priesterweihe. Und doch. Es ist die „Prostratio“ – dieses Wie-tot-auf-dem-Boden-Liegen, das bei mir die meisten Tränen fließen lässt.
„Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder.“ (Offb 1,17) So beschreibt Johannes seine Begegnung mit den Auferstandenen auf der Insel Patmos.
Weihnachten erinnert uns daran: Der Mensch wird Mensch, nicht indem er sich selbst zu Gott erheben versucht, sondern indem er sich klein anerkennt vor ihm, indem er sich voll in seine Abhängigkeit begibt, um so frei zu werden von allem, was ihn versklavt. Der Mensch ist groß, wenn er sich in die radikale Verfügbarkeit der Liebe begibt, die einen Namen hat und Jesus Christus heißt. Der Mensch wird veredelt, wenn er sich leer macht von sich, um sich zu öffnen für diesen Gott, der sich dem Mensche