Ein großes Anliegen des Zentrums Johannes Paul II. ist der Dienst am Nächsten. So wie Jesus die Menschen zu sich nahm, ihnen vom Evangelium erzählte, sie lehrte und dann aussandte, so sehen wir uns auch als Gesendete – als Jünger und Apostel, die das, was sie durch und mit Gott erfahren haben, nicht für sich behalten, sondern weiter geben wollen.

Soweit unser Vorsatz, den wir uns vorgenommen haben, und vom 08. bis zum 09. Juni bei „Jesus in the City“ umsetzen wollten.

 

„Jesus in the City“ – Kurz erklärt

„Jesus in the City“ ist ein Projekt der Katholischen Jugend in Österreich. Initiiert hat es der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky. Bei diesem Projekt geht es darum, dass junge Menschen ihren Glauben durch Zeugnis, Dienst und Hingabe zu den Menschen in einer Stadt tragen und diesen sichtbar machen. Mit unterschiedliche Missionseinsätze, Dienste und Aktionen gehen diese jungen Menschen auf die Straße und machen Stimmung: Eine Stimmung, die anders ist. Eine Stimmung, die nicht aggressiv oder fordernd ist wie bei Demonstrationen, die nicht eilig und gestresst ist wie im Arbeitsalltag.
Es ist vielmehr eine authentische Stimmung von Freude, Begeisterung und Liebe, die diese Stadt verwandeln soll.

 

Das Zentrum mitten drin bei Jesus in the City

 „Jesus in the City“ bot sich für uns als eine optimale Gelegenheit an unseren oben beschriebenen Vorsatz Taten folgen zu lassen.
Unter der Initiative von P. Štefan Kavecký LC und mit Hilfe der Missionaries Raphael Orthen und Daniel Weber gestaltete sich ein Missionseinsatz.
Wir brauchten ein Kreuz, zwei Hammer, Nägel, Zettel, Stifte und natürlich tatkräftige Helfer, die sich schnell fanden.

Gemeinsam zogen wir nach Wiener Neustadt, wo das Projekt stattfand. Dort sprachen wir Menschen auf der Straße an, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Wenn sich aus diesem Gespräch Gebetsanliegen oder Dinge, die der Person auf dem Herzen liegen, ergaben, luden wir sie ein, diese auf einen Zettel zu schreiben und an das Kreuz zu nageln.
Für jedes Anliegen, welches auf dem Kreuz stand, sollten dann später gebetet werden.

Wie wichtig, teilweise schwierig, aber auch erfüllend dieser Einsatz war lässt sich im Nachhinein sagen. Viele Menschen nahmen die Einladung zum Gespräch an. Es gab einige kurze Begegnungen, Manche dauerten länger. Viele Passanten schrieben Anliegen auf die Zettel, Andere hatten keine Zeit und mussten schnell weiter. Dennoch füllte sich das Kreuz je länger wir dort waren.

 

Fazit

„Evangelisieren bedeutet, die Liebe Gottes persönlich zu bezeugen, unseren Egoismus zu überwinden und zu dienen, indem wir uns beugen, um unseren Brüdern die Füße zu waschen, so wie Jesus es getan hat.“ (Papst Franziskus)

Auf dieses Zitat stieß ich als ich mir überlegte, was und wie ich diesen Blogbeitrag schreiben sollte. Mein Gedanke: Als hätte der Papst diesen Satz als Motivation für unseren Einsatz geschrieben. Denn darum ging es uns, als wir den Einsatz planten und ich wage auch zu behaupten als dieses Projekt „Jesus in the City“ entstand.

Und nichts anderes haben wir gemacht bzw. versucht. Wir waren nur da und haben den Menschen ein Gespräch angeboten. Wir haben ihnen unsere Zeit geschenkt und so versucht ihnen zu zeigen, dass wir sie lieben, dass Gott sie liebt.
Die Begegnungen waren nicht immer leicht, z.B. wenn man zum Dritten mal entweder für verrückt gehalten, als Mitglied eine Sekte dargestellt oder einfach nur unfreundlich abgewiesen wurde und am Liebsten schon gehen wollte. Hier galt es dann, den eigenen Egoismus zu überwinden und weiter zu machen.
Wir erkannten jedoch, dass wir es nicht für uns tun, sondern für die Menschen auf der Straße, die vielleicht die Einladung annehmen würden. Aber tatsächlich auch für die Menschen, die uns abwiesen. Und warum? Weil es gut war auch sie anzusprechen und ihnen so zu dienen und zu zeigen, dass sie es wert sind auch wenn sie uns abweisen.

 

Eine neue Perspektive, wenn wir unseren Brüdern die Füße waschen

Denn so verstehe ich es, was der Papst meint, wenn er sagt, wir sollen unseren Brüdern die Füße waschen.

Es ist leicht zu den Menschen zu gehen, wenn sie einen anlächeln, sofort das Gespräch erwidern, dann etwas auf den Zettel schreiben und zum Abschied freundlich „Auf Wiedersehen“ sagen. Noch leichter ist es, wenn man die Person, die an einem vorbeiläuft, erst gar nicht anspricht. Schwerer wird es dann den Mut zu einem Gespräch zu finden, wenn man davor dreimal auf Ablehnung gestoßen ist und trotzdem weiter macht.

Dann ist es schön sich ins Gedächtnis zu rufen, wofür ich dies tue. Es geht nicht darum die Menschen anzusprechen um sie noch vor Ort zu bekehren, dann direkt zu taufen, damit sie Teil meines Clubs werden, der katholische Kirche heißt. Denn dann wäre die Mission gegründet aus persönlichem Interesse, wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt und der Sinn wäre verfehlt.

Wenn ich diese Mission aber durchführe, um Anderen wirklich die Zeit zu schenken, ohne Hintergedanken, ohne eigenes Interesse und es dann um des Anderen willen geht, dann mache ich die Liebe Gottes sichtbar. Denn er liebt die Menschen um ihrer selbst Willen und nicht weil ihre Existenz ihm etwas bringt. Diese Liebe Gottes ist die Grundlage von Nächstenliebe.

Wenn ich anfange immer weniger an mich und immer mehr an den Anderen zu denken wechsel ich die Perspektive. Dann kreise ich mit meinen Gedanken und Taten nicht mehr nur um mich selbst, sondern mir eröffnet sich ein neuer Blickwinkel.  So kann und möchte ich immer mehr auch andere Menschen in meine Sphäre aufnehmen. Das heißt nicht, dass ich mich selbst vergessen soll – im Gegenteil. Es hilft einen Sinn im eigenen Leben zu finden.

Mit dieser neuen Perspektive ist das Dienen sinnvoll. Dann ergibt es auch Sinn, die eigene Zeit in diese Aktion zu investieren. Und es macht sogar Sinn Abweisungen auszuhalten und dann noch entschiedener weiter zu machen – für jeden einzelnen Menschen. Denn Jeder kommt in seinem Leben an den Punkt, an dem er aus eigener Kraft nicht weiterkommt. Schön ist es dann zu erfahren, dass man es wert ist.  Dass es Menschen gibt, die sich für mich interessieren und bei Gott für mich eintreten.

Die Welt suggeriert, dass ich alles aus eigener Leistung und eigener Kraft schaffen muss. Wenn ich dies nicht tue, bin ich ein Versager. Ein Versager, der weniger wert ist als die, die es aus eigener Kraft geschafft haben. Ich zolle jedem Respekt, der alles in seinem Leben alleine oder aus eigener Kraft schafft. Es ist sicher möglich. Nur aus eigener Erfahrung nicht so erfüllend.

Es ist wunderbar erfahren zu dürfen, dass nicht der Spruch „Wenn Jeder an sich denkt, ist an Jeden gedacht“ gelten muss, sondern dass es eine neue Perspektive gibt: Eine Perspektive, die durch die Nächstenliebe entstanden ist und die uns zeigt, wie erfüllend es ist, den Anderen zu sehen, wie er ist.  Ihn dann in den Fokus zu rücken und etwas für ihn zu tun, weil er es wert ist.

Der Glaube schenkt uns durch die Nächstenliebe diese neue Perspektive. Wie schön, dass wir an diesen beiden Tagen während „Jesus in the City“ ein wenig von dieser neuen Perspektive nach Wiener Neustadt zu den Menschen bringen konnten. Ein großer Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben!