Ich bin mehr als du weißt / mehr als du hier siehst / mehr als du mich sein lässt / mehr als du kennst / ein Körper in einer Seele / Noch siehst du mich nicht, aber du wirst mich sehen / Unsichtbar bin ich nicht / Ich bin hier. U2. Invisible.

Irgendwo um die 40 Grad Hitze, 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und ein schwarzes Priestergewand waren die besten Zutaten, um die eigentliche Körperlichkeit sehr bewusst wahrzunehmen. Aber gut, Venedig im Hochsommer sollte ja fast nichts anderes bieten. Nur war ich im Juli 2013 nicht nach Venedig gepilgert, um wärmere Klimazonen aufzuspüren, sondern um die Biennale der Zeitgenössischen Kunst zu besuchen. Ich betrachtete soeben die Exponate im von Cindy Shermann kuratierten Raum. Was ich dabei erlebte, kann am besten mit einer von mir kurz danach in der Zeitschrift „Kunstkritik“ entdeckten Bildergeschichte wiedergegeben werden. Diese versuchte kurz und bündig den Unterschied zwischen klassischer und zeitgenössischer Kunst zu erklären. Erste Darstellung: Ein Kunstlehrer deutet mit seinem Stab auf ein Gemälde und erklärt seinen Studenten, „Dieses Werk ist…“ Zweite Darstellung: Das Bild wird lebendig und schreit den Lehrer an, „Und wer bist du?“ Die Exponate im von Cindy Shermann kuratierten Raum schrien mich regelrecht an. Shermann hatte versucht, mit verschieden Darstellungen, zum Beispiel anhand von Idolen der Popkultur, zum Nachdenken anzuregen, wie Menschen oder anha