Juli 2019. „Start strong“
„Adventure&Faith“ organisiert eine Expedition über die Coastal Mountains von British Columbia, Kanada. Es sind 9 Österreicher, 3 Kanadier und 2 Deutsche. Das ist mein Tagebuch, worin ich versuche, meine Eindrücke zu schildern. Vielleicht hilft es zu verstehen, warum ein katholischer Priester so etwas macht und warum ich so viel Potential in Adventure&Faith sehe. A&F ist einer von mehreren Programmen, die wir vom Zentrum Johannes Paul II. aus betreiben. Das Ziel ist letztendlich dasselbe, wie bei allem, was wir hier tun: forming apostles to transform the world. Wir wollen Menschen helfen, die beste Version ihrer selbst zu werden, oder anders: Heilige braucht die Welt, Menschen, die sich nicht mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben, die ihr Gott-gegebenes Potential voll ausschöpfen, andere inspirieren, keine Kompromisse im Leben der Liebe machen, die eine klare Hierarchie der Werte leben, Wissen wo da Gott steht, wo sie selbst, wo der Nächste, wo die Arbeit, wo die Freizeit, wo der Arme. In den nächsten 8 Tagen werde ich chronologisch meine Eindrücke von den einzelnen Tagen hier posten.
6. Juli. (Tag 1)
Irgendwo im Wald nördlich von Port Mellon an der Küste von British Columbia. Es regnet. Es ist knapp nach 23 Uhr. Kalt ist es. Soeben ist der Ast abgebrochen, an dem wir mühsam versucht haben, unsere 84 kg schweren Essensrationen außerhalb der Reichweite von Bären zu befestigen. Ein sehr langer Tag liegt hinter uns. Heute Morgen hatte ich noch in Wien um 3.30 Messe gefeiert, bevor ich zum Flughafen fuhr. Ein Stopp in Zürich, wo ich Dominik und Theresia traf, die dann mit mir im Flieger nach Vancouver saßen. Mit 10 Stunden Flug und 9 Stunden Zeitunterschied kommt man in etwa zur gleichen Zeit an wie man abfliegt, nur etwas müder. Eine etwas längere Metro- und Busreise vom Flughafen nach Horseshoe Bay, von dort eine Stunde mit der Fähre übers Meer nach Langley. Ein Stopp beim lokalen Chinesen, dann ging es mit dem Taxi eine Forststraße entlang, so weit es halt ging. „Start strong“ war unsere Devise. Es sollte am Nachmittag stark regen, möglicherweise auch noch Gewitter geben. „Greatness begins beyond the Comfortzone“ – in die wollten wir nicht schon am ersten Tag hineinfallen, indem wir uns ein letztes Quartier suchten, bevor wir dann morgen tatsächlich unsere Expedition beginnen würden. Nein, lieber gleich los, ruhig gleich ein paar Stunden in die Nacht hinein gehen. Erleben, wie das so ist, für längere Zeit 25-35 kg am Rücken zu tragen.
Grizzlies können bis 4m hoch reichen. Für Schwarzbären ist das Klettern auf einen Baum ein Klacks. Daher wird empfohlen, das Essen 4m über die Erde und wenigstens 2m vom Baumstamm entfernt aufzuhängen. Leicht gesagt, wenn die niedrigsten brauchbaren Äste dieser Bäume erst bei etwa 15m über der Erde anfangen – mit Ausnahme von einem. Aber der brach ja gerade ab. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als die Essenspakete möglichst weit weg vom Camp und voneinander in den Busch zu verteilen und auf das Beste zu hoffen. Unser Bärspray (eine starke Portion Pepper Spray) kommt mit ins Zelt. Wenigstens ist mein muffiges Gefühl weg. Ich hatte mir schon einige Sorgen um dieses Adventure gemacht. Die Ridges werden eine Herausforderung. Werden die alle meistern?
#AdventureFaith #StartStrong