Was sind die Prinzipien, die unser Tun leiten? Heute möchte ich versuchen zu erklären, wie wir die Rolle von Strategie und Strukturen verstehen.
Das ZJPII schafft einen Rahmen, in dem ein Weg der Jüngerschaft ermöglicht wird. Auf der Homepage der Erzdiözese Wien wird das Ziel des Diözesanentwicklungsprozesses Apg 2.1 folgendermaßen beschrieben: „Ziel ist es, mehr Menschen für Christus zu begeistern. Daher wird der inhaltliche Fokus auf Jüngerschaft und Mission gelegt, sowie auf eine neue Struktur der Pfarren und Dienststellen.“
Es geht also um Jüngerschaft und Mission sowie Strukturen, die diese Jüngerschaft und Mission ermöglichen und unterstützen. Diese Ausrichtung der Erzdiözese Wien haben wir übernommen. Die Strukturen haben Jüngerschaft und Mission zu dienen, nicht andersherum. Das ist oft eine Herausforderung. Es gibt nämlich eine zu beobachtende Tendenz in vielen Organisationen. Strukturen und Strategien, werden entwickelt, um die Vision und Mission einer Organisation (in unserem Fall, fernstehende Menschen zur missionarischen Jüngerschaft zu befähigen) in die Praxis umzusetzen. Diese Strukturen tendieren mit der Zeit aber dazu, selbstständig zu werden. Auf einmal hat man den Eindruck, dass die Vision und Mission einer Organisation darin bestehen, die Strukturen aufrecht zu erhalten. Man versucht Aktivitäten und Veranstaltungen, die ursprünglich ins Leben gerufen wurden, um die Vision umzusetzen, am Leben zu erhalten, obwohl sie vielleicht schon längst nicht mehr der Mission dienen. Und doch. Man braucht auch Strukturen und Strategien.
Das ist kein Problem, das gelöst werden, sondern eine Spannung, die man aufrechterhalten soll. Das heißt zuerst, dass man einen Blick und Verständnis über diese Tendenzen entwickeln muss. Für uns heißt dies vor allem Folgendes. Einerseits versuchen wir immer wieder unsere Strukturen, Veranstaltungen, Ministries, Programme usw. auf Visions- und Missionstauglichkeit zu überprüfen: helfen diese Dinge, die am Ende Mittel sind, um die Vision & Mission zu erfüllen? Und zugleich versuchen wir vor allem auf befähigte und inspirierte Teams zu setzen, denen möglichst viel Freiraum gegeben wird. Es ist weniger ein „Top-down“ Ansatz, wodurch wir von der Leitung her alles vorgeben. Sondern es gibt einen Rahmen, innerhalb dessen sich Teams auf ein Ziel ausrichten können. Das fördert Leiterschaft und Eigenverantwortung und hilft dem Teammitgliedern zu wachsen und sich und ihre Talente zu entfalten.
Das wiederum setzt Zweierlei voraus. Zuerst, dass die Teams die Vision der Gemeinde nicht nur akzeptieren, sondern auch aktiv mittragen. Und dann, dass es eine starke Kultur von gemeinsam gelebten Werten gibt. Wo das gelingt, kann man Kontrolle loslassen, was wiederum Wachstum in jeglicher Hinsicht begünstigt.
Die Kultur wird geprägt von Werten, die in den Herzen verankert sind. Hier gilt, „Kultur frisst Strategie zum Frühstück.“ (Peter Drucker) Ich kann die besten Strategien und schönsten Visionen haben. Aber wenn die Menschen in der Gemeinde ganz andere Werte leben, dann wird weder die Strategie noch die Vision von Nutzen sein. Wenn zB wir sagen, dass wir gerne missionarische Kirche leben würden, tatsächlich aber ein Grüppchen unter uns sind, wo ein Außensteher äußerst schwer reinkommt, dann wird das mit den Neuen nicht fruchten. Das mit gemeinsam getragener Vision und gemeinsam gelebten Werten wird niemals perfekt sein, und wir selbst haben hier viel zu lernen und an uns zu arbeiten. Aber es ist wunderschön zu sehen, was für Früchte das bringt, wo es uns gelingt.