Kalter Marmor. Schon lange hatte ich diesen Augenblick erwartet. Wie das dann wirklich sein würde, hatte ich mir aber nicht vorstellen können. Dieser Tag schien so weit weg, irgendwie schon irreal. Und doch. Jetzt steht er mir bevor. Jetzt ist er da. „Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder“ (Offb 1,17), vor dieser Größe des Augenblicks. Vor der Wirklichkeit dessen, was gerade geschieht. Überwältigend, wenn man nur die Fähigkeit hätte, zu kapieren, was sich da gerade ereignet. Der Marmor ist aber schon sehr kalt … und sehr hart. Nicht in Ohnmacht fallen! Nicht jetzt! Ruhig bleiben! Tief durchatmen! Oh! Das kann doch nicht sein! Hier bin ich, im vielleicht wichtigsten Moment meines Lebens, zu seinen Füßen. Meine Gedanken sind aber beim Marmor und beim Keine-Szene-Machen. Reiß dich zusammen!

Größe und Misere. Das ist so meine Erinnerung, wenn ich heute auf den Tag meiner Priesterweihe zurückschaue. Das war vor 13 Jahren. Vor kurzem las ich das Buch eines bekannten Priesters. „Als ich ins Seminar eintrat, dachte ich in meinem Größenwahn, ich könnte die ganze Welt zum Herrn führen. Diese Vision wurde immer kleiner, bis ich eines Tages merkte, ich kann ja noch nicht einmal mich selbst ändern, geschweige denn die ganze Welt.“ Beeindruckende Worte eines Priesters, der einer der am schnellsten wachsenden katholischen Pfarren der Welt vorsteht. Aber gerade seine Schwäche hat diesem Priester so viel Mut gegeben. „Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12,10) Er realisierte: Es geht nicht um mich. Um meine Fähigkeiten und mangelnde Fähigkeiten. Es geht um den Glauben, den Glauben an ihn, dass er wirklich Gott ist, dass er nicht als passiver Zuschauer auf diese Welt herunterblickt, sondern vielmehr Interesse an dieser Welt hat als ich das selbst haben könnte. „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.“ (Phil 4,13) Ja. Bei der eigenen Priesterweihe vor 13 Jahren überwältigte mich die Größe dessen, was da passierte. Aber ein paar Minuten später war ich abgelenkt von der Härte und Kälte des Marmors … und einigem anderen, und außerdem hatte ich Schwindel und Angst, gleich umzufallen. Banalität auf der einen Seite. Auf der anderen: sublime Einsichten und Erfahrung und Begegnung mit ihm, der alles trägt. Die Angst über und