Religion ist gefährlich

Religion ist gefährlich. Das war in den Tagen nach dem Anschlag sehr oft zu hören. Jetzt haben wir in Österreich schon wieder andere Themen. Lockdown. Es wird härter. Im religiösen Lager selbst beschäftigt man sich mit den öffentlichen Gottesdiensten, die es wieder einmal nicht geben kann. Österreich ist mittlerweile auf Platz 4 in der Weltrangliste der von Corona meistbetroffenen Länder. Wut. Ärger. Frustration. Schuldzuweisung. Mutlosigkeit. Wurschtigkeit. Resignation. Und so ziemlich alle anderen Gemütszustände machen sich breit. Außer der Freude vielleicht. Zumindest sieht man heute kaum Leute, die jubelnd durch die Straßen ziehen.

Aber Religion ist gefährlich. Lass mich mal dorthin zurückkehren. Augenscheinlich stimmt das nämlich. Religion vertritt ja die Meinung, dass es etwas wie objektive Wahrheit gebe, die unabhängig von individuellen Meinungen existiere. Aber genau das führt ja zu Intoleranz. Nach dem Motto: Du glaubst nicht dasselbe wie ich – und ich habe ja die Wahrheit. Deswegen, wenn du anders glaubst als ich, musst du ja vom Teufel sein. Also, zum Teufel mit dir!

Jetzt kopple mal diesen Ansatz von „Religion ist gefährlich“ mit „Alle Religionen sind gleich“. Noch vor wenigen Jahren hätte diese Aussage soviel bedeutet wie „Alle Religionen sind gleich gut, sie glauben ja alle an den einen Gott. Außerdem lehren sie im Letzten mehr oder weniger dasselbe: die Liebe.“ Heute hat sich das Rad gedreht. Da alle Religionen „gleich“ sind und Religion prinzipiell gefährlich ist (weil intolerant), heißt das, dass alle Religionen gefährlich sind. Das bringt aber nicht nur die Religion selbst in Gefahr, sondern auch die Länder, in denen sich diese Meinung zunehmend verbreitet.

Gibt es eine objektive Wahrheit?

Der Grund, auf dem die Prämisse „Religion ist gefährlich“ steht, lautet: Es gibt keine objektive Wahrheit. Jetzt könnte man darauf hinweisen, wie es schon Aristoteles zu seiner Zeit getan hat, dass dieser Satz in sich widersprüchlich ist. Ist es denn wahr, dass es keine Wahrheit gibt? Ferner könnte man darauf hinweisen, dass auch der extremste Relativist (es gibt keine objektive Wahrheit, deine ist deine, meine ist meine), in gewissen Bereichen alles andere als ein Relativist ist