Fr. Mike. Nein, nicht Fr. Mike Schmitz. Von diesem anderen Fr. Mike möchte ich euch erzählen. Montreal. Letzte Woche durfte ich dort gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Leitern von „Divine Renovation“, ein paar Leuten aus der Wirtschaft und eben Fr. Mike brainstormen und Pläne schmieden. Die Fragestellung: wie das Paradigma lebendiger Pfarrgemeinden und kirchlicher Organisationen ändern, die sich in einer Haltung von „Wachstum“ befinden, statt mit einem Mindset der „Multiplikation“ durchsäuert sind.
Das heißt, viele lebendige Pfarreien und kirchliche Organisationen denken in etwa so: „Wir wollen wachsen.“ Und das ist ja nicht schlecht. Solange der Beweggrund stimmt. Solange es nicht um den „Wachstum“ um des Wachstumswillen geht, sondern um die Menschen. Ein „hoch“ auf Wachstum, wenn es dabei darum geht, dass mehr Menschen Gottes rettende Liebe erfahren. Und doch. Fr. Mike hat mir gezeigt, es geht auch anders. Es gibt auch einen anderen Maßstab.
Nicht, wie viele Leute sitzen in der Kirchenbank, sondern wie viele Menschen sendet die Gemeinde in die Mission? Das ist für Fr. Mike und sein Team die eigentliche Frage. Es ist die Haltung der „offenen Hand“: wir wollen schenken statt für uns behalten. „Raising up an army“. Apostel für das Reich Gottes. Fr. Mike scheint aufs Erste etwas unscheinbar. Er hat nicht viel gesagt. Eher zugehört. Aber schnell wurde mir bewusst: hier geschieht etwas Besonderes. Soweit ich weiß, ist seine Pfarre die erste der Welt, die „Multiplikation“ mittels „Church planting“ praktisch umsetzt.
Vor zwei Jahren haben sie als Missionare etwa 35 Pfarrmitglieder in eine aussterbende Pfarre gesandt. Aber nicht nur das. Sie haben bezahlte Mitarbeiter dafür freigesetzt. Sie unterstützen die aussterbende Pfarre mit Coaching, Personal und Finanzen. Und: in einem Jahr kommt voraussichtlich schon die nächste aussterbende Pfarre dazu. Dabei besteht die größte Aufgabe darin, eine Kultur der Multiplikation zu schaffen. Sowohl bei der sendenden als auch bei der empfangenden Pfarre. Die „empfangende Pfarre“ steckt sich das Ziel, sobald sie bereit ist, selbst in eine weitere sterbende Pfarre hinein zu investieren.
Ich war schwer beeindruckt. Ja. Wir wollen Church Planting vom neuen Standort aus betreiben. Und es gibt schon den ein oder den anderen im Zentrum, der sich mit einem möglichen Ruf, gesandt zu werden bzw. mitzubauen, auseinandersetzt. Aber das mal „Live“ gegenwärtig zu sehen, war sehr inspirierend.
Am Sonntag hören wir im Evangelium von der Frau am Brunnen. Sie kam, um Wasser zu schöpfen. Und Jesu Antwort? „Gib mir zu trinken“. So ein wenig wie Elija, als die Witwe von Sarepta am Verhungern war und die letzte Mahlzeit vorbereiten wollte. Und Elija’s Antwort? „Zuvor du die letzte Mahlzeit für dich und dein Kind vorbereitest, mach mir zuerst einen Kuchen.“ Man denkt sich, „Wie? Hat hier jemand etwas nicht verstanden? Ich bin doch derjenige, der Wasser braucht, Hunger hat.“ Es ist die Logik des Glaubens: du wirst Wasser finden, sogar selbst eine „Quelle werden, die in ewiges Leben hinübersprudelt“, wenn du bereit bist zu geben. Das gilt für eine Kirchengemeinde. Das gilt für den Christen persönlich. „Geben ist seliger als nehmen.“ (Apg 20,35).
Gottes Segen!
P. George LC