Am 15.10. hat Alina Bachman im Rahmen der „BeFree Messe“ ein Privatgelübde von Keuschheit abgelegt. Warum macht man so etwas? Hier geben wir ihr Zeugnis wieder.
Letzter Samstag war ein Tag unfassbarer Freude für mich.
Samstag der 15. Oktober 2016.
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10) ist eine der Bibelstellen, die mich seit langem begleitet und prägt. – danach sehne ich mich! Ein Leben in Fülle!!! Mit weniger wollte ich mich nie zufrieden geben. Mittelmäßigkeit fand ich immer ziemlich langweilig. Als Kind wollte ich als Märtyrerin sterben, oder 15 Kinder haben.
Auch als Jugendliche und junge Erwachsene wollte ich es gern radikal. Perfekt! Das perfekte Leben und nur ja keinen Fehler dabei machen.
Nachdem ich lernte und zu glauben begann, dass Gott Pläne des Heils mit uns hat, war mir klar, dass ich da dabei sein muss. Wenn einer mich kennt und weiß, was für mich das Beste ist, dann sicher ER! Und ich habe lange Zeit – mal intensiver, mal weniger treu- um meine Berufung gebetet, oder ehrlich gesagt, oft eher, dass Gott mir den Mann meines Lebens zeigt. Obwohl ich natürlich schon immer seinen Willen tun wollte. Also oft war das dann so ein Gebet wie „ Herr, zeige mir den Mann mit dem ich glücklich werden und für dich leben kann. Oder wenn du mich im Kloster willst, dann schenk mir die Sehnsucht danach. Ich fände es gerade schrecklich (Zickentheater), aber wenn du weißt, dass ich da am glücklichsten werde, mach ich und vertraue ich dir da.
In einer Beichte in Medjugorje 2012 lud mich ein Priester – nach der Frage, ob ich schon an ein gottgeweihtes Leben gedacht hatte – und der Antwort „Ja, schon einmal, aber das ist es eher nicht“ –dazu ein Gott noch einmal alle Möglichkeiten hinzulegen und in meinem Herzen nach meinen tiefsten Sehnsüchten zu suchen. Klang zu dem Zeitpunkt etwas bedrohlich, aber wenn man sich entschieden hat wirklich mit und für Gott leben zu wollen… So begann eine Zeit des aufrichtigen Ringens.
Ich hab mir das so vorgestellt, dass ER- Gott mir in einem Moment der Erleuchtung plötzlich ganz klar zeigt: „Alina, geh in den Karmel“, oder: „dieser hier ist der Mann deines Lebens“. Klipp und klar! Schließlich wollte ich in dieser wichtigen Angelegenheit keinesfalls einen Fehler machen, sondern 100% Gottes heiligen Willen erfüllen. Was dann kam war ziemlich hart. Nämlich gar nichts. Leere. Keine Stimme, keine Bilder, kein Fingerzeig, ja nicht einmal ein Hauch von Offenbarung seines Willens. – So legte ich das mit dem Gottgeweihten Leben zu Gunsten der Männer wieder eher beiseite. – Er wollte ja scheinbar nicht.
Ich spürte, dass ich als Ärztin um die Welt reisen, missionarisch tätig sein und eine hingebungsvolle Ehefrau sein, 10 Kinder und ein von Anbetung geprägtes Leben haben wollte. Und hatte so eine leise Ahnung, dass sich das womöglich nicht alles in einem Leben ausgeht. Was ziemlich schmerzhaft war.
Immer wieder sagte ich in der geistigen Begleitung, dass mir alles, was ich mir vorstellte oder was ich tat zu wenig vorkam. Irgendwie nicht genug. Als mein geistiger Begleiter die Idee brachte von einem Keuschheitsgelübde für ein Jahr, dachte ich mir sofort „1 Jahr ist machbar, da kann man doch nicht nein sagen“. Und wollte am liebsten sofort starten. Mit dem Gedanken im Kopf, dass ich dann ja auch bald wieder frei wäre für meine Berufung zur Ehe, die mir Gott wohl doch lieber schenken würde.
Aber dann kam irgendwie die WENDE.
Ich hatte schon oft früher, auf Exerzitien oder nach der Anbetung die Sehnsucht gehabt einfach NUR für GOTT zu leben und wenn ich Klosterschwestern davon erzählte fragten sie mich für gewöhnlich worauf ich noch warte. – aber konnte/sollte man das nicht auch in Ehe und Familie?
Mir fiel in der kommenden Zeit auf, dass dieser Wunsch mich Gott ganz zu schenken immer großer und realistischer wurde. Besonders im Gebet wollte ich eigentlich nichts anderes mehr und die tollsten Männer kamen mir auf einmal so gar nicht in mein Leben passend vor. Ich sah einfach den Platz für einen Ehemann und für Kinder immer weniger und es war auf einmal so eine Ergriffenheit da von dem Gedanken Braut Gottes sein zu können. Wenn Pater George Elsbett mit mir vom Gottgeweihten Leben sprach fühlte ich mein Herz förmlich Luftsprünge machen. Und dann im Alltag wieder die Sehnsucht nach einer Familie und einem „normalen“ Leben. Und auch Zweifel, ob es denn wirklich Gottes Wille für mich war. Ich wollte ja nichts falsch machen und klar gesprochen hatte er auch noch nicht so wirklich.
Auf den Exerzitien im Frühling 2016 tat ich dann etwas Ungewöhnliches. In der Anbetung sagte ich Gott, dass ich nichts schöner fände, als seine Braut zu sein und dass das meine Entscheidung wäre, die ich nun treffen würde. – Welcher Mann könnte schließlich mit Jesus mithalten? – Wenn er mir also nicht klar zeigen würde, welchen Mann ich heiraten solle, würde ich mich ihm schenken.
Und da geschah es mit einer ziemlichen Wucht, dass auf einmal Seine Antwort da war.
Alina, ich will Dich als meine Braut. Ich spürte es innerlich so stark wie sehr er mich liebte. Zuerst war ich etwas verdutzt, warum Gott mir nicht schon spätestens damals vor 4 Jahren nach dieser Beichte gezeigt hatte, dass ER MICH wollte – ich hatte ja die Ohren des Herzens geöffnet gehabt. Und dann begriff ich. Und es war wieder ein Schwall von Liebe der mich erbeben ließ und eine Erkenntnis die zwar nicht völlig neu war, aber mich in diesem Moment überwältigte. Gott hatte mir nie sagen „können“ was ER wollte, weil ich es wie ein pflichtbewusster Sklave erfüllt hätte. – Es IST ja schließlich der WILLE GOTTES. – Nachdem Gott aber keine Arbeitsverträge verteilt, sondern sich nach einer Liebesbeziehung sehnt gibt es für IHN nichts Größeres als meine Freiheit und lieber würde er mich mit einem Mann meiner Wahl davonziehen sehen, als diese Freiheit zu beschneiden. Tiefer hätte ER mein Herz wohl nicht treffen können. Als ich nun endlich meinen Wunsch ausgesprochen hatte, ihm ganz zu gehören, konnte Er mir Seinen offenbaren und ich konnte es gar nicht fassen. ER, der Urheber allen Seins wollte mich als sein besonderes Eigentum. Das ist so freaky, wie ein König, der einer kleinen dreckigen Straßendiebin einen Heiratsantrag macht und sie auf sein Schloss holt – wie sie gerade ist.
Am Samstag 15.10. 2016 durfte ich ein Keuschheitsgelübde für ein Jahr ablegen. Es war ein Tag der mich erahnen ließ, was LEBEN in FÜLLE heißt. Freude die ein Mensch nicht geben kann. – IHM zu gehören.
Danke allen, die mit mir gefeiert haben! Geteilte Freude ist doppelte Freude.
Alina Bachmann ist Ärztin von Beruf und lebt in Wien. Im Zentrum Johannes Paul II. engagiert sie sich vor allem bei iAdore und bei Medical Missions.
Bilder inkl. Titelbild: eigene Aufnahme.