Heute, am 12.2.2105, erscheint „Fifty Shades of Grey“ in den Kinos von Österreich. Dieser #PoetrySlam beschäftigt sich nicht nur mit dem Phänomen „Sex auf der Leinwand“ sondern auch mit dem auf dem eigenen Bildschirm…
Poetry Slam ist hip. Warum also nicht auch einmal über ein prekäres Thema wie Pornografie? Denn anstatt einen wissenschaftlichen Text zu verfassen, können wir das hochkomplizierte Gefasel auch einfach lassen, mal anders an die Sache rangehen, hier und jetzt, und über das Ganze mal poetisch slamen…
Ich schaue mich um, doch niemand ist da. Also klicke ich mich durch die Seiten, suche nach dem nächsten Kick. Die nackten Körper fesseln meine Blicke, erhöhen meinen Puls. Beim ersten Bild war ich noch beschämt, schaute weg; doch nun, ich bekomm nicht mehr genug. Immer mehr, immer doller. Nackte Brüste reichen mir nicht mehr, ich will es sehen und zwar ganz. Wie in Trance ahme ich die Bewegungen nach, solange bis ich komme. Ich atme auf. Und da bin ich wieder, in meinem Zimmer. Noch mehr allein.
Ich hasse diese Bilder und ich liebe sie. Und ich hasse, dass ich sie liebe. Ohne es zu merken, still und heimlich, haben sie mich versklavt, mir meine Freiheit geraubt, aus mir jemanden gemacht, der ich nicht sein will. Nicht mehr ich herrsche über meine Triebe, sie herrschen über mich. Doch ich wehre mich nicht.
Was ist denn schon dabei, sagen die andren und so auch ich. Jeder tut es, jeder will es. Doch wer fragt schon wirklich nach? Es spielt keine Rolle, wer diese Menschen sind, die da posen, Sex haben zur Schau. Sie wollen es ja. Doch wer vernimmt ihren stummen Schrei? Anstelle zur Hilfe zu eilen, ergötzen wir uns zuweilen. Machen sie zu Objekten unserer Befriedigung und scheren uns nicht um sie. Lassen sie stehen, nackt und entblößt. Warum stehen wir nicht auf? Helfen ihnen nicht dabei, das Empfinden für ihre eigene Würde neu zu entdecken?
Vielleicht weil gerade das nicht mehr können. Wie sollten wir ihnen etwas geben, von dem wir selbst nicht mehr wissen, was es ist. Wir selbst haben unsere Würde aufgegeben, irgendwo da draußen, im weltweiten Netz. Wir haben sie uns nehmen lassen, und das einfach so. Wir sind Kämpfer, kämpfen für vieles, hätten vielleicht auch dafür gekämpft. Aber wir haben es noch nicht einmal bemerkt.
Irgendwo auf halber Strecke sind wir stehen geblieben, haben uns zufrieden gegeben mit dem, was ist, die Hoffnung verloren, dass da mehr sein könnte, die Erwartungen heruntergeschraubt. Wir fangen an zu glauben, dass wir glücklich sind, haben die Sehnsucht verloren, die uns einst zum Leben führte.
Zum Leben, das uns erfüllt. Zum Leben, das uns befreit.
Wer sind wir wirklich und was macht uns aus?
Da ist diese Stimme, die uns zur Freiheit ruft. Von unseren eigenen Ketten befreit. Die uns sagt, dass wir mehr sind, als das was wir meinen. Die unser Herz sieht, so wie es ist, fern von aller Lüge, fern von allem Schein. Die uns aufrichten will, zu dem was wir sind.
Zu Menschen, die frei sind. Zu Menschen, die lieben.
Jetzt ist der Moment, die Fesseln zu lösen, die uns binden am Boden, als Sklaven unsrer selbst. Langsam werden wir wieder fähig uns für das zu entscheiden, was uns befreit. Es ist die Liebe, die uns erfüllt. Es ist die Liebe, die uns gegenseitig erhebt. Es ist die Liebe, die die Grenzen sprengt. Es ist die Liebe, die revolutioniert.
Die Welt verändert, mit nur einem Blick. Im Anderen mehr sieht, als bloß ein Objekt. Den Menschen erkennt, indem was er ist. Ihm die Würde gewährt, die ihm gebührt. Uns selbst zu dem erhebt, worin unser Menschsein besteht.
Ich möchte frei sein, deswegen hab ich die Liebe gewählt.
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