„On the move“ – in Bewegung sein.

Die ersten, die on the move sind, sind die Frauen. Es ist früh morgens. Sie machen sich auf dem Weg zum Grab. Warum? Es war noch dunkel.

Die Frauen waren in einem „Good spiritual space“ (nicht wie Judas..der ist nachts auch rausgegangen.). Sie waren nicht nur auf sich selbst fokkussiert: sie wollten einen Dienst an ihm tun. Sie suchten Jesus, nicht weil sie glaubten. Aber sie suchten Jesus. Der Tod ist die ultimative Dunkelheit, der ultimative Schmerz. Aber auch die ultimative Frage. Wie jemand mal sagte: Wer nicht auf die Frage des Todes antwortet, hat im letzten überhaupt nicht geantwortet.

Vielleicht liest das auch jemand, der sich in dieser Situation befindet. Man ist auf der Suche. Vielleicht findet man diesen Jesus interessant. Vielleicht nicht, weil man glaubt, dass er Gott wäre oder dass er wirklich leibhaft von den Toten auferstanden sei. Aber weil er eine gute Person gewesen ist, weil er Werte vertrat, die man auch vertritt, aber so oft heute nicht wertgeschätzt werden. Oder vielleicht glaubst du schon, nur es ist gerade auch Nacht um dich und die Flamme des Glaubens droht auszugehen.

Paradoxerweise ist es oft gerade hier, wo wir Jesus begegnen können: durch seine Wunden sind wir geheilt. Doch sind viele Fragen offen: War es gefährlich das Grab eines zu Tode verurteilten zu besuchen? Wer würde den Grabstein wegwälzen? Die Frauen hatten nicht alles klar. Aber sie waren bereit, das Risiko auf sich zu nehmen und ihre tiefste Sehnsucht zu folgen. Egal was die anderen dachten. Egal…sie würden treu sein, zu diesem Freund und zu sich selbst.

Sie kommen zum Grab… der Stein ist wegewälzt. Das einzige wertvolle, was Grabesräuber hätten nehmen können, die Leinenbinden, die sind noch da. Aber Jesus ist nicht da. Jesus is auch on the move. Es scheint zu erst, dass er sich von ihnen wegbewegt. Und hier etwas wunderschönes. Jesus entzieht sich, um ihnen näher kommen zu können. Er erscheint ihnen nicht zugleich. Er versucht sie langsam an das Geheimnis heranzuführen. Wie bei den Emmausjüngern erinnert er sie, dass der Karfreitag nötig gewesen ist und, dass er es vorausgesagt hatte: 3 mal. Er will nicht zu stark auftreten, nicht ihre Freiheit aufheben. Er will Beziehung, Freunde, nicht Sklaven, die sowieso keine andere Wahl haben. Er will, dass sie zum Glauben kommen, Glaubende werden, die andere im Glauben stärken können.

Und er sendet ihnen diese beiden geheimnisvolle Gestalten: „während sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen.“ Im Markus Evangelium, in einer Parallelstelle, ist die Rede von einem jungen Mann, der in einem „στολν  λευκήν“, einem weißen Gewand gekleidet ist… ein Hinweis auf das weiße Gewand, dass die Neugetauften in der frühen Kirche von der Osternacht bis zum „weißen“ oder „Barmherzigkeitssonntag“, also 8 Tage nach der Taufe getragen haben. Und in diesem Sinne ist es sehr schön, dass wir gerade heute zwei junge Menschen unter uns haben, die mit diesem Gewand bekleidet werden…das innere Leuchten, etwas von der Herrlichkeit Gottes uns vergegenwärtigen.

Heute in der zweiten Lesung hören wir: “Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln.” (Röm 6,4) – durch die Taufe habt ihr Anteil am Tod und der Auferstehung des Herrn, Kraft des hl. Geistes. Der alte Mensch wird abgelegt, und wie Paulus sagt: in Christus seid ihr eine neue Schöpfung. Ihr wandelt also „in der Wirklichkeit des neuen Lebens“… Wirklichkeit, nicht einfach Symbolik. Die Taufe macht wirklich etwas mit euch. Der Keim des ewigen Lebens ist wirklich in euch hineingelegt, sodass ihr wirklich Tempel des hl. Geistes werdet, Anteil an der Herrlichkeit des Herrn habt, die der Hl. Geist ist.

Paulus drückt das so aus: „Wir alle aber schauen mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn. 2 Kor 3,17-18

Die Männer in strahlenden Gewändern erinnern an unsere Täuflinge, an Laura und Jannis, die wir hier heute Nacht taufen und die in weißen Gewändern gekleidet werden, an Rebecca die die Stärkung zum Zeugnis durch die Firmung erhält, aber auch an jene, die in dieser Nacht auf der gesamten Welt getauft werden, an uns alle, die wir schon getauft sind

Heute erneuern wir alle unser Taufversprechen. Feierlich sagen wir nein zur Dunkelheit und ja zum Licht. Und wie die beiden geheimnisvollen Gestalten zum Grab gingen, so auch wir. Feierlich versprechen wir, dass wir dort hingehen werden, wo Dunkelheit jeglicher Art herrscht, und inmitten der Dunkelheit von Sünde, inmitten von Einsamkeit und Krieg und materieller und spiritueller Not, inmitten von Entmutigung und Hoffnungslosigkeit, all jene, die zum Grab kommen, und mit Gottes Hilfe die Herrlichkeit Gottes gegenwärtig setzen. Oh, dass etwas von seiner Herrlichkeit durch euch durchleuchten möge! sodass die Frauen“, die euch und uns sehen und in Kontakt mit uns kommen ihn, sich selbst wieder in Bewegung setzen, selbst zu Erzählenden und Berichtenden werden, die weitere Petrusfiguren dazu bringen, sich auf dem Weg zum leeren Grab zu machen.

„Was sucht ihr die Lebenden unter den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.“ (Lk 24,5-6) Im Zentrum des christlichen Glaubens steht keine Theorie. Keine philosophische Spekulation über den Sinn des Lebens. Keine Prinzipienlehre über moralische oder ethische Verhaltensweisen. Im Zentrum unseres Glaubens steht keine Idee, sondern ein Ereignis. Etwas ist geschehen. An jenem Frühjahrsmorgen zu Beginn der 30er Jahre unserer Zeitrechnung, in einer römischen Provinzstadt namens Jerusalem. Deswegen laufen die Frauen zu den Jüngern. Deswegen läuft Petrus zum Grab. Nicht um über sein Inneres nachzudenken, sondern um etwas anzuschauen, was sich zugetragen hat.

Die Evangelien handeln nicht in dem Genre der Mythologie oder Märchen „es war einmal“, sondern „als Pontius Pilatus Prokurator gewesen ist, Caiaphas Hoher Priester“. Es geht nicht um ein irgendwann noch ein irgendwo, sondern „am Paschafest“, „in Jerusalem.“ Das Buch der frühen Kirche heißt „Geschichte der Apostel“, nicht „Gedanken der Apostel“ – die Apostel erzählten vom Geschehenen, wovon sie selbst Zeugen gewesen sind: „…was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben“ (1 Joh 1,1).

Was sucht ihr die Lebenden unter den Toten

Der gesamte christliche Glauben steht und fällt mit der Auferstehung. Das heißt, mit dem Festhalten am historischen Ereignis. Der, der am Kreuz gestorben ist. Der wirklich tot war. Der ist auferstanden. Und nicht irgendwie. Sondern er lebt mit einem Leben, das nicht mehr zerstört werden kann. Die Auferstehung bezeugt, dass er der war, wer er behauptete zu sein: Ein Mensch waltet unter uns, der Gott selbst ist. Der sich hingab für uns, um uns mit ihm auferstehen zu lassen. Der die Macht hat, um uns ewiges Leben zu schenken. Der die Macht hat, uns aus dem Reich der Verzweiflung, aus der dunklen Einsamkeit, aus der Hoffnungslosigkeit herauszuholen. Der die Macht hat uns die Erfüllung unserer tiefsten Sehnsüchte zu gewähren, Leben in Fülle.

Warum sucht ihr den lebenden unter den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden!

Hab keine Angst! Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, schreibe auf, verkünde, was du gesehen hast! Evangelium: gute Nachricht. Etwas ist geschehen. Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Deswegen erneuern wir heute unser eigenes Taufversprechen. Deswegen sind wir on the move. Oh Tod, wo ist dein Stachel. Oh Tod, wo ist dein Sieg? Der Herr ist auferstanden. Amen! Hallelujah!