Gerne erinnere ich mich an unsere Ferien. Wir waren ein gutes Dutzend Priester und Seminaristen unseres Ordens und verbrachten acht Tage in den Bergen. Ich sehe es noch vor mir, wie wir beim gemütlichen Frühstück sitzen, während sich draußen langsam die Sonne über die Berghänge erhebt und die Schatten der Gipfel durch das Tal wandern.

Unter uns war ein besonderer Gast: Titus, ein Pfarrer aus den Niederlanden. Er war in Friesland als Mitglied der Reformierten Kirche aufgewachsen, dort Pastor geworden und konvertierte später zum Katholizismus. Nun bemüht er sich, den katholischen Glauben in seiner ganzen Schönheit und Tiefe in einer Pfarre  zu verkünden, in der der Glaube weitgehend verdunstet ist. Auch bei der Feier der Liturgie gibt es große Unterschiede zu den glaubensgemäßen Formen.

Pfarrer Titus nimmt das mit Humor und Geduld. Er erklärte uns seine Grundsätze für die Neuevangelisierung:

1. „face to face“: Immer alles persönlich erklären oder korrigieren. Nie per Email, Rundschreiben oder Pfarrbrief einfach Änderungen anordnen. Von Person zu Person wird der Glaube verkündigt.

2. „Geh dahin, wo die Leute sind!“: Er geht im geistlichen Gewand zur Karnevalsfeier des katholischen Fußballvereins, der von der Pfarre vor vielen Jahrzehnten gegründet wurde. Nun geht kaum noch jemand der Vereinsmitglieder zur Kirche, aber seine Teilnahme am Vereinsleben erweckt neues Interesse an der Kirche. Wo der Priester ist, kann Gott ein Thema werden…