1. bis 6. August 2023. 1,5 Millionen Jugendliche und junge Erwachsene ziehen feiernd, singen und tanzend durch die Straßen Lissabons. Der 17. Weltjugendtag mit Papst Franziskus lässt Portugals Hauptstadt in einem bunten Meer von Fahnen und Ordensgewändern untergehen. Eine Gruppe unserer Gemeinde mit Fr. Mark und Bruder Benedict aus der Johannesgemeinschaft ist dabei.

Resucito und Esta es la Juventud del Papa tönt es durch die Straßen und Städte Portugals. Überall sieht man strahlende Gesichter von Pilgern aus aller Welt. 1984 fand unter Papst Johannes Paul II. der erste Weltjugendtag im Vatikan statt. Seither sind alle zwei bis drei Jahre Jugendliche aus der ganzen Welt eingeladen, fast eine Woche zusammen zu beten, zu feiern, sich auszutauschen und zu bestärken. Johannes (16) war in unserer Gruppe und teilt mit uns seine Eindrücke von seinem ersten Weltjugendtag.

Portugal und Offenheit 

Als wir in der Stadt ausgestiegen sind, ist sie mir irgendwie bekannt vorgekommen – meine Mutter stammt aus der Karibik, manches hat mich total an die Karibik erinnert, anderes sehr an Österreich. Besonders auffällig habe ich die Freundlichkeit der Menschen gefunden. Sowohl während der Vorbereitungstage als auch des Weltjugendtags sind die Menschen sehr freundlich zu uns gewesen – egal, ob sie uns nur auf der Straße getroffen oder wir mehr Zeit mit ihnen verbracht haben, wie zum Beispiel mit unseren Gasteltern. Selbst jene Personen, die dem Weltjugendtag gegenüber kritisch gestanden sind, haben stets nur Kritik an der Organisation geäußert, sind aber zu uns Pilgern freundlich gewesen. 

Pilger sein – zusammen mit 1,5 Millionen anderen 

Der Weltjugendtag bietet ein eindrucksvolles Bild. Die meisten Gruppen, die anreisen, bringen eine Fahne aus ihrem Heimatland und teils auch von ihren Gemeinden und Gemeinschaften mit. Außerdem gehört es zum Weltjugendtag quasi dazu, irgendwie seine Heimatkultur auszudrücken: Man sieht Teilnehmer, die traditionelle Tänze auf den Hauptplätzen tanzen oder Hymnen und Volkslieder singen. Dem Betrachter wird es erst oft dann richtig bewusst, wie unterschiedlich die Pilgergruppen sind. Alle Kontinente und viele Sprachen sind vertreten, die Pilger haben zum Teil eine halbe Weltreise auf sich genommen. Es ist fast unmöglich, nicht als Pilger erkannt zu werden. Wir fragen Johannes, wie es war, in einer fremden Stadt so offensichtlich als (junger) Christ erkannt zu werden und sich als Pilger zu zeigen.  

„Grundsätzlich geht alles in einer Gruppe leichter. Ich habe nicht das Gefühl gehabt, enorm aus mir herausgehen zu müssen, weil es eben doch so viele Pilger aus der ganzen Welt gewesen sind. Eindrucksvoll zu sehen war die Art, wie Gott einfach überall präsent gewesen ist – und man ist mehrfach daran erinnert worden, dass man auch wirklich dazu stehen kann, für Gott da zu sein und sich nicht als normaler Tourist verkaufen muss. Wir haben während der Vorbereitungstage in einer Kleinstadt gewohnt, in einem kleinen Café ist Worship-Musik auf Portugiesisch gespielt worden. Unser Begleiter Bruder Benedict hat jeder zweiten Person ‘Gott liebt dich’ zugerufen, das ist schon ermutigend gewesen.“ 

Für manche ist die Reise zum Weltjugendtag ein Muss, für andere bleibt es ein einmaliges Abenteuer. 

„Ich habe in einem Schaukasten einen Spendenaufruf für ein Ticket für einen Pilger aus der Mongolei gesehen. Die Pilgerfahrt von dort nach Lissabon kostet knapp 1.000 Euro. Ich hatte mir eine Zeitlang gedacht, dass 1,5 Millionen Jugendliche, bezogen auf 1,3 Milliarden Christen, gar nicht so viele sind. Dann habe ich aber öfter Pilger auch aus Ländern gesehen, in denen Christen verfolgt werden, das hat mich sehr beeindruckt. Jetzt kann ich nicht mehr glauben, dass die Kirche tot ist – auch wenn uns das in Österreich vielleicht manchmal so vermittelt wird.“ 

Auf der Suche und auf dem Weg 

So schön der Weltjugendtag auch ist – als eine der größten, regelmäßigen Veranstaltungen ist er oft auch mit Stress verbunden, durch lange Anreise, Menschenmassen, Gedränge und Wartezeiten. In Anbetracht dessen stellt sich die Frage: Was motiviert junge Leute teilzunehmen, was suchen sie? 

„In den Gesprächen ist ganz klar rausgekommen: Es ist die Freude am Glauben. Wir jungen Leute sind einfach begeistert vom Glauben und haben etwas gesucht, was diesen stärkt und wo wir ihn auch ausleben können. Wir haben eine richtige Pilgerfahrt machen und dem Papst einmal begegnen wollen. Ich habe dort keine Menschen mit traurigem Gesicht gesehen, alle haben gestrahlt und ich kann mir wirklich vorstellen, dass sie erfüllt zurückgekehrt sind. Ich habe ja auch etwas mitnehmen können. Die ganzen Gespräche, Vorträge, Möglichkeiten und Erlebnisse haben mich sehr aufgebaut und ich habe es nicht bereut, zum Weltjugendtag gepilgert zu sein.“ 

Im Leben ist nichts gratis – nur eines: die Liebe von Jesus! 

Von Donnerstag bis Sonntag kommt der Papst zum Weltjugendtag. Zusammen mit den Jugendlichen gibt es dann eine Kreuzwegandacht am Freitag und eine feierliche Vigil am Samstagabend, abschließend eine große Feldmesse am Sonntag. Viele Teilnehmer freuen sich auf die Worte, die Papst Franziskus den Jugendlichen ganz persönlich schenken will – immer passend zum Motto des Weltjugendtags, heuer „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg“. 

„Ich finde Papst Franziskus grundsätzlich umwerfend. Auch wenn ich im Alltag nicht alles von ihm mitverfolge, bin ich jedes Mal von seinen Worten sehr bewegt. Er bringt es wirklich oft auf den Punkt. Bei der Vigil des Weltjugendtages hat er über die Wurzeln der Freude in unserem Leben gesprochen. Dabei hat er sich darauf bezogen, dass nicht nur manche Menschen in unserem Leben Wurzeln der Freude sind und waren, sondern dass auch wir für andere diese Wurzeln sein können. Er betont damit, dass auch wir berufen sind, Leuten aufzuhelfen, und dass es für uns Christen der einzige Moment ist, in dem wir über jemandem stehen dürfen –  wenn wir jemandem aufhelfen. Besonders berührend habe ich seinen Schlusssatz gefunden: ‘Im Leben ist nichts gratis – nur eines: die Liebe von Jesus’. Um etwas im Leben zu erreichen, müssten wir Dinge einlernen. Mich hat das sehr getroffen, weil ich in den Tagen davor viel darüber nachgedacht hatte. Ich habe gewusst, dass ich im Glauben weiterkommen möchte, aber ich weiß auch, dass man schnell enttäuscht sein kann, wenn man einmal fällt. Aber diese Worte erinnern mich daran, dass auch das Christ-Sein eingelernt werden muss, etwas einlernen bedeutet auch, mit Rückschlägen umgehen zu lernen.“ 

Gemeinschaft – in die Arme Gottes fallen lassen – aufstehen 

Wir fragen Johannes, ob er seine Erfahrung auf dem Weltjugendtag in drei Begriffen zusammenfassen könnte. Er wählt „Gemeinschaft“, „fallen lassen“ und „aufstehen“. 

„Gerade in Gemeinschaft habe ich die bewegendsten Momente meiner Pilgerfahrt erlebt. Ich habe in so vielen Momenten einfach spüren können, dass das Ziel aller Anwesenden wirklich Jesus ist – das ist über allen Differenzen und unterschiedlichen Strömungen gestanden. Da wir irgendwie gewusst haben, dass die Liebe Jesu zu uns so ‘unbedingt’ ist, haben wir einfach voller Hoffnung und ohne Angst gehen können.“
Während der Vorbereitungstage kann Johannes aber nicht nur diese Einheit mit den Pilgern aus der ganzen Welt spüren, sondern darf auch viele tiefe und verbindende Momente mit seiner Gruppe erleben. 

„Besonders berührend habe ich beispielsweise den Abend der Barmherzigkeit während unserer Vorbereitungstage empfunden. Wir haben am Strand auf einem Altar aus Sand gemeinsam das Allerheiligste angebetet und die Möglichkeit zur Beichte gehabt. Dort haben auch andere Gruppen Gott angebetet. Ein anderes Mal, bei der Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Porto in unsere Quartiere, haben wir einfach gemeinsam Worship gemacht und Gott in aller Öffentlichkeit gelobt. In der Einheit unserer Gruppe, aber auch unter allen Pilgern ist dann das Motto sichtbar geworden, unterwegs zu sein, um eine Botschaft zu bringen. Das kann ich mir vom Weltjugendtag und seinem Motto mitnehmen – diesen Willen, wie Maria aufzustehen, nicht nach rechts und links zu schauen und darauf, was die anderen denken, aber auch nicht unüberlegt, sondern mich gezielt auf den Weg zu begeben, um anderen die Botschaft Gottes ohne Angst zu bringen. Eines ist sicher: Wer zum Weltjugendtag geht, kommt als Person mit mehr Lebensreife zurück.“ 

Johannes ist für uns ein Beispiel, dass die Kirche jung und lebendig ist. Er durfte während des Weltjugendtages eine Kirche voller Lebensfreude und Aufbruchsstimmung erleben und nimmt dieses Feuer in seinen Alltag, seine Gemeinschaft und für uns mit. Er ermutigt uns und viele andere Jugendliche, dem Motto des Weltjugendtags und den Worten des Papstes zu folgen: Aufzustehen, hinauszugehen, Wurzeln der Freude zu sein und die Botschaft Gottes zu den Menschen zu tragen.