Simon ist eine der Personen, die im nächsten Jahr in unserer Gemeinde den Schritt gehen dürfen ganz „Ja“ zu Jesus und auch ganz „Ja“ zur Kirche zu sagen. Wie es dazu kam und wie Gott in der Ruhestifter in der Angst war, und wieso Simon jetzt wieder mutig sein muss, erzählt er uns hier.
Das überflüssige Netflix Abo
Simon erzählt uns von seiner protestantischen Vergangenheit, die in seinem Leben vor allem eine kulturprägende Funktion hatte.
„Ich bin protestantisch aufgewachsen, und dieses protestantische Erbe war in meiner Familie schon immer wichtig. Es war viel Kultur und Ethik dabei, von der ich profitiert hab. Als Jugendlicher war ich in der evangelischen Jugend, und es war wunderschön – aber so richtig Feuer gefangen habe ich da nie, und mit der Zeit meinen Bezug zum Glauben ausgedünnt. 2020 habe ich dann meine Mitgliedschaft in der Kirche wie eine Art Netflix Abo gesehen, das ich nicht verwende – ich zahle dafür, aber ich gehe nicht hin. Deshalb bin ich kurz darauf online ausgetreten – und interessanterweise begann aber auch genau zu dem Zeitpunkt bei mir der Reflexionsprozess zum Glauben.“
Horrorszenarien oder Dankbarkeit?
„Die Geburt meines Sohnes war dann ein Ereignis, das mein Leben verändert hat. Mit diesem wunderschönen Ereignis kam dann aber auch eine Zeit, die von vielen Ängsten geprägt war. Es war das erste Jahr von COVID-19, und diese ganze Unsicherheit, die damit kam, hat mir zusätzliche Sorgen bereitet. Ich erinnere mich daran, wie ich oft im Bett lag, neben meinem Sohn Julian und meiner Frau Steffi. Beide haben friedlich geschlafen, und eigentlich hätte ich glücklich sein müssen: ein gesundes Kind, eine gesunde Mutter – alles war gut. Aber ich bin nicht zur Ruhe gekommen. Statt dankbar zu sein habe ich mir Horrorszenarien ausgemalt: Was hätte alles schiefgehen können? Was, wenn die Geburt anders verlaufen wäre? Was, wenn bestimmte Arzttermine zu anderen Zeitpunkten stattgefunden hätten? Diese Gedanken haben mich gequält, und ich konnte sie nicht abschalten. Es war fast, als würde ich in meinem eigenen Kopf Kriegsgeschichten durchleben.
In dieser Dunkelheit habe ich mich an etwas erinnert, das ich aus meiner Kindheit kannte: das Gebet. Ich hatte lange keinen Bezug mehr dazu, aber in dieser Notsituation habe ich es trotzdem versucht. Ich habe die Hände gefaltet und einfach gebetet. Ich habe mich bei Gott bedankt, für das, was ich habe – auch wenn ich damals nicht viel Bezug zum Glauben hatte. Das Gebet hat mich gerettet. Es hat mir eine Art Ruhe gegeben, die ich vorher nicht finden konnte.
So hat sich das langsam dahin entwickelt, dass ich jeden Tag vor dem Einschlafen gebetet hab. Ich hab mich abends für den Tag bedankt. Und das wollte ich dann meinem heranwachsenden Sohn auch zur Verfügung stellen. Ich wollte ihm ermöglichen auch darauf zurückgreifen zu können, wenn er es brauchen würde.“
Schön, dass du da bist.
Simon ist näherte sich dann seinem Nachbar, der im Glauben war, ob er denn eine Gemeinde kennen würde, die sich Simon ansehen könnte. Dieser Nachbar war unser LDA Lead Sascha, welcher ihn dann zu uns ins Zentrum mitnahm.
„Hier herzukommen hat mich richtig umgehauen – die Stimmung, die Gemeinschaft. Dieses Gewusel von Kindern, viele junge Familien, die sich trauen, große Familien zu sein. Alle waren so wahnsinnig interessiert an uns – am Gegenüber, an meiner Geschichte. Dieses Willkommen-Sein und das Gefühl, dass sie mich trotz meiner Geschichte – oder vielleicht gerade wegen meiner Geschichte – aufnehmen. Das hat mich sehr beeindruckt.
Mein nächster Schritt im Glauben war dann ein Alphakurs und das war für mich ein Meilenstein im Glauben. Es ging um zentrale Themen wie ‚Wer ist Jesus? Was bedeutet es, daran zu glauben? Was ist Schuld? Was ist Vergebung?‘ Jeden Abend gab es ein Thema, und diese Themen mal so aufbereitet zu bekommen, war schön. Aber richtig gefallen haben mir die Diskussionsabende danach. Das ist etwas, was mir immer wieder aufgefallen ist: Dieser Glaube als verbindendes Element ermöglicht es, mit Menschen in die Tiefe zu gehen. Das hat mich so beeindruckt, dass ich nach dem Alphakurs auch noch am Betakurs teilgenommen habe. Das war toll und hat mir geholfen, noch weiter auf meinem Weg zu gehen.“
Gott verändert.
„Ein Abend des Alphakurses hat gezeigt, wie man die Bibel lesen kann. Es gab diese Dreiteilung: zuerst Lobpreis, dann Reflexion über den Bibelvers und danach ein geführtes Gebet in drei Teilen – Ehre und lobe Gott, dann ‚Was beschäftigt mich?‘ und zum Schluss ‚Danke, Gott‘. Am Anfang war es schwer, das Lobpreis-Element zu verstehen… es war doch so viel falsch in der Welt? Aber ich hab es trotzdem gemacht. Es hat mir geholfen, mich wieder auf die wahrlich schönen Dinge in der Welt zu konzentrieren, als auch, mit gewissen Dingen in der Welt einfach einen ‚Frieden‘ zu schließen. Irgendwann hab ich begonnen, regelmäßiger zu beten – auf einmal habe ich mich hingekniet, still gebetet und den Heiligen Geist gebeten, zu kommen. Das war eine wunderschöne Erfahrung.“
Gott hat Simon in vielen Bereichen weiterhin beschenkt. So sehr, dass Simon dann Schritt für Schritt begonnen hat, sichtbare Zeichen für seinen Glauben zu setzen.
„Ich habe begonnen, mich vor dem Essen zu bekreuzigen, auch bei Geschäftsessen. Ich werde auch immer wieder gefragt, seit wann ich das tue. Es ist jedes Mal ein bisschen wie von einem Zehn-Meter-Brett zu springen. Aber ich denke mir, dass es wichtig ist, den Mut aufzubringen und etwas ‚Peinlichkeit‘ auszuhalten. Jedes Mal, wenn ich das mache, fühle ich, dass ich mich bewusst zu meinem Glauben bekenne. Ich finde es schön, dass der Glaube in unserer Zeit wieder Mut erfordert. Wir dürfen den Mut aufbringen und haben etwas davon.
Der Glaube ist für mich ein Selbstläufer geworden. Etwas, das ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte. Es sind einfache, aber kraftvolle Dinge, die mir auch durch diese Anstöße aus dem Zentrum Johannes Paul II. gegeben wurden. Und ich freue mich auf das, was kommt.“
Simon wird im kommenden Jahr in die Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommen. Wir möchten dich einladen, Simon im Gebet mitzutragen. Wir freuen uns, Simon als Gemeinde mitzutragen und auf seinem Weg der Nachfolge zu begleiten.