Die Eigene Bekehrung als Grundlage

Das Erzählen bewirkt also immer etwas im Zuhörer. Damit der Zuhörer aus der Erzählung einen Impuls zum Glauben empfängt, braucht es zudem eine grundlegende Einstellung im Herzen des Erzählenden. Der bekannte geistliche Autor Jacques Philippe erklärt in seinem Buch „Die innere Freiheit“, dass jeder Versuch, die anderen zu Gott zu führen, zuerst die eigene Bekehrung voraussetzt. Diese liege weit mehr in unserer Hand als die Bekehrung der anderen, meint er. Er schreibt: „In solchen Zeiten des Kampfes müssen wir uns auch noch sagen, dass die Bekehrung, um die wir uns zu bemühen haben, nicht die unseres Nächsten ist, sondern die eigene. Wir haben nur dann eine Chance, die Bekehrung des Nächsten zu erleben, wenn wir uns vorher ernsthaft um unsere eigene bemühen.“4 Das erfolgreiche Erzählen von Gott setzt also die eigene Umkehr und Vertiefung des Glaubens voraus. Nur ein Herz, das Gottes Liebe sucht, vermag glaubhaft von Gottes Liebe zu sprechen. Damit die Saat der Worte im Herzen der Zuhörer aufgeht, braucht es das gute Beispiel eines christlichen, liebevollen Lebens. Nur einer glaubwürdigen Person wird Glauben geschenkt. Bekehrung des Herzens und tatkräftige Liebe sind die Grundbedingungen des wirksamen Erzählens von Gott.

Mit Liebe und Demut erzählen

Patrick Madrid, ein in den USA bekannter Theologe und Redner, schreibt in seinem Buch „Search and Rescue“ über die Möglichkeiten, unseren Nächsten den Weg zu Gott zu ebnen.  Als wichtigste Voraussetzung nennt er die aufrichtige Liebe zu den Menschen. Er schlägt vor, das dreizehnte Kapitel des ersten Briefes des Apostels Paulus an die Korinther (das Hohelied der Liebe, 1 Kor 13,1-13) zu meditieren, damit es unsere Liebe inspiriere. (Man kann z.B. im Text einfach an die Stelle der Worte „die Liebe“ seinen eigenen Namen setzen, um mit Gott darüber zu sprechen, wie sehr man schon liebt.)

Als Beispiel der Liebe nennt Patrick Madrid den hl. Franz von Sales, der als Missionar in Genf und Umgebung mit viel Demut und Liebe die größten Feindseligkeiten überwand, und so vielen Menschen den Weg zurück zum katholischen Glauben eröffnete. Auch an Einfallsreichtum und Geduld fehlte es ihm nicht. Als er mit dem gesprochenen Wort niemanden erreichte, verlegte er sich darauf, geschriebene Abhandlungen unter den Haustüren durchzuschieben. Er sprach über den Glauben so, wie er die Menschen erreichen konnte. Franz von Sales war  demütig. So vertraute er sich ganz und gar Gott an, ohne seine Erfolge und Misserfolge zu zählen. Demut ist ein Schlüssel zur Ausdauer in der Liebe. Übereifer und übergroße Enttäuschung zeugen von einer starken Ich-haftigkeit und mangelnder Demut im Herzen des Glaubenszeugens. Wer will, dass andere sich bekehren, muss zunächst sich selbst bekehren und demütig sagen: „Dein Wille geschehe!“ – ob man Erfolg sieht oder nicht. oft sind die Früchte geistlicher Arbeit lange nicht sichtbar. Der demütige Mensch harrt in der Liebe aus, weil sein Verlangen nach Erfolg nicht stärker wird als die Liebe zum Nächsten. Zur Ausdauer hilft auch die Einsicht, dass es schon ein guter Erfolg ist, den Unglauben ins Wanken zu bringen.  Die erste Aufgabe ist es, Zweifel am Unglauben zu sähen und die Gleichgültigkeit aufzurütteln. Die Dinge Gottes brauchen Zeit. Ein anderer wird ernten, was der Zeuge sät.

Patrick Madrid betont sehr, dass der Eifer für die Bekehrung der anderen nicht egoistisch sein darf. Wer das eigene Ich zu sehr betont, erntet eher Ablehnung als Sympathie. Echte, uneigennützige Liebe ist notwendig. Der Erzähler soll eine reine Absicht haben und mehr das Beste des anderen als den eigenen Erfolg suchen. Nicht die Erfüllung des eigenen Willens, sondern der liebevolle Wunsch nach dem Wohlergehen des Nächsten motiviert den authentischen Gläubigen.

Damit die Frucht reifen kann, ist das Gebet unbedingt notwendig. Patrick Madrid empfiehlt, wenigstens so viel Zeit für die Menschen zu beten, wie man mit ihnen redet. Der Eifer für das Gebet sollte ebenso groß sein wie für das Erzählen.

Zudem sollte man sich vorbereiten, um Fragen der Zuhörer beantworten zu können. Um Fragen über Gott, sein Wesen und Wirken beantworten zu können, hilft der Katechismus der Katholischen Kirche, der in der Form des Jugendkatechismus  „YouCat“ noch verständlicher und anschaulicher ist. Besonders der erste und der vierte Teil (über das Glaubensbekenntnis und das Beten) werden für den Erzähler hilfreich sein.

Der Glaube lebt also davon, dass wir von Gott erzählen. Es war ein Anliegen von Benedikt XVI., dass der Glaube so weitergegeben wird. Erzählen ist von selbst wirksam. Eine Erzählung von Gott wird durch die Bekehrung des Erzählers, seine Liebe und Demut, sein Gebet und sein eigenes Lernen über den Glauben für den Glauben der anderen wirksam.

Diese Serie “Von Gott erzählen” entstammt seinem Buch, „Von Gott erzählen – Anleitungen zu einem lebensnahen Glaubenszeugnis“. / Bild: Marton Hegedüs