Echt jetzt? Ich schaute ein wenig näher hin. Aber so war es. Ich schaute vor ein paar Tagen in einer abgelegenen kanadischen Kleinstadt zu, wie eine ältere Frau eine Sprühkanne WD-40 aus ihrer Handtasche nahm. „Immer dabei, man weiß ja nie.“ Inzwischen war sie dabei, den Kontaktspray ins Schlüsselloch der hinteren Eingangstür der Kirche zu sprühen. Dann steckte sie den Schlüssel hinein. Voilà! Der vorher feststeckende Schlüssel konnte jetzt problemlos gedreht werden. Der Zugang zur Kirche war frei. Und alle, die auch beten wollten, konnten eintreten.
Ich sitze gerade mit einem Mitbruder in einem Zimmer im Norden Englands bei „The Catholic Parish Summit“. Dummerweise habe ich meinen Reiseadapter UK-EU-Universal im Zug liegen lassen. Er hat mir gerade gezeigt, wie man mit seinem Gürtel den EU-Stecker trotzdem in die UK-Steckdose problemlos hineinbekommen kann … natürlich nur als Übergangslösung, bis wir morgen was besorgen können.
Beide Storys erinnern mich an einen alten Witz. Es geht um drei unterschiedliche Ordensleute, die sich beim Chorgebet befinden. Die einzige Glühbirne geht auf einmal aus. Alle sitzen im Dunkeln. Der eine beginnt mit „Oh Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Der andere philosophiert über das Wesen des Lichtes. Der Dritte geht in die Vorratskammer und wechselt die Glühbirne.
Manchmal spiritualisieren wir die Dinge. „Ich schaffe es einfach nicht, pünktlich aus dem Bett zu kommen. Ich bete eine Novene, dass ich es schaffe.“ So manche physische Krankheit ausgenommen, braucht es keine Novene, um aus dem Bett zu kommen. Ein kleiner Selbsttritt an der geeigneten Stelle tut es auch, man muss sich selbst nur ein wenig in die Hand nehmen. Oder man stellt beim Gebet alle möglichen Erwägungen über Gott an oder redet sogar mit ihm, aber lässt nicht zu, dass das Gesagte auch den eigenen Willen betrifft. Es bleibt alles schön theoretisch, wo man nichts ändern muss. Oder es werden Dinge als Zeichen ausgelegt, um im Nichtstun zu verweilen. Die Frau mit dem WD-40 hätte ja auch sagen können: Sicherlich ist das ein Zeichen, dass wir heute nicht beten sollen.
Die Heiligen sind eminent praktische Menschen gewesen, wenn es darum ging, ihre Liebe zu Gott praktisch werden zu lassen. Wir befinden uns gerade inmitten der Predigtserie über die Authentizität. Auch das gehört dazu. „Obras son amores“, schreibt die heilige Teresa von Avila (Es sind die Taten, die des Liebenden sind, nicht einfach die guten Absichten). Das zu leben, das wünsche ich euch, das wünsche ich mir!
Gottes Segen!
Pater George