Theologie des Leibes Blog #4

Wenn man jemandem etwas schenkt, zum Beispiel eine Flasche Wein, die eigene Zeit, wenn man ihn besucht usw., dann ist dieses Geschenk ein Zeichen der Freundschaft. Aber das Geschenk deutet nicht nur hin auf diese Freundschaft, sondern es macht diese real, gegenwärtig, Wirklichkeit. Gegenseitiges Beschenken setzt aber immer die Freiheit voraus. Man muss nicht schenken. Sobald ein Geschenk erzwungen wird, kann es nicht mehr als Geschenk bezeichnet werden, es verliert seine Bedeutung. Dies wird besonders beim Schenken der Liebe klar. Ein „He! Du musst mich jetzt lieben, kapiert?“ funktioniert nicht. Liebe kann man nicht erzwingen, man kann sie nur als freies Geschenk empfangen.

Mann kann sie aber auch nur frei geben. Denn wo Liebe nicht frei gegeben wird – nach dem Motto, ich brauch dich, um ein emotionales Loch zu füllen, um sexuelle Befriedigung zu erfahren usw. – verdient sie nicht mehr den Namen Liebe, sondern eher den Namen Egoismus, zuweilen sogar den der Täuschung oder Ausnutzung. Durch eine Umarmung kann Hingabe bezeichnet, aber auch ein Akt der Selbstsucht und Manipulation gesetzt werden. Die sexuelle Begegnung kann ein Vorgeschmack des Himmels, aber auch eine authentische Hölle werden. Wenn die Gabe nicht frei ist, ist es natürlich nicht immer gleich die Hölle. Aber je freier die Gabe, desto größer die Liebe. Das heißt, Freiheit und Liebe sind proportional zueinander. Wo Zwang vorliegt, gibt es keine Liebe. Das heißt aber andersherum: Liebe kann dann entstehen, wenn Freiheit gewährt und Zwang abgebaut wird. Das ist ja genau das, was den Geliebten so mitnimmt; nämlich, dass sich ihm der andere selbst schenkt, aber das nicht tun muss, sondern es will. Je mehr die eigene Hingabe dem anderen aufgedrängt wird, desto mehr wächst in der empfangenden Person der Verdacht, dass es überhaupt kein Geschenk mehr ist, sondern eine „Zwangsbeglückung“. Und je mehr das Geschenk des anderen nicht in innerer Freiheit angenommen, sondern an sich gerissen wird, desto mehr wächst der Verdacht in der gebenden Person, dass es dem Beschenkten nicht um den Schenkenden geht, sondern um das, was das Geschenk zu bieten hat.

Dass es nicht um ein Ehren des Gebers, sondern um eine Gier des Empfängers geht, nicht um eine Logik des Schenkens, sondern um eine Logik des Nehmens.

Der zitierte Vers „Ich bin mehr, als du mich sein lässt“ (aus dem Lied „Inivisible“