Nach 10 Jahren pastoralem Wirken in Wien hatte ich 2012 den Eindruck, dass die Präsenz unserer Ordensgemeinschaft in Wien irrelevant war. Ja, es gab hier und dort schöne pastorale Erfahrungen. Aber am Ende des Tages war es uns nicht gelungen, etwas von tragendem Wert aufzubauen. Ich fühlte mich wie ein Tropfen Wasser auf einem heißen Stein. Einem befreundeten Dechant unserer Stadt ging es ähnlich. Er hatte in seiner Pfarre die trostlose Erfahrung gemacht, dass nur ein einziges Kind aus einem Jahrgang zum Erstkommunionunterricht angemeldet war. Wir hatten kaum noch junge Menschen in unseren Kirchen. Man sprach von einem Prozent Kirchenbesuch bei Menschen unter 35. Und trotzdem hatte ich den Eindruck, immer viel zu viel zu tun zu haben.
Mir wurde es irgendwann zu viel. Oder zu wenig. Das konnte nicht so weitergehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Herr das wollte, dass immer weniger Menschen noch einen Draht zu ihm hatten. Damals traf ich eine Entscheidung. Angesichts der enormen Herausforderung würde es kaum einen Unterschied machen, ob ich täglich ein wenig mehr oder weniger Zeit meinen doch viel zu vielen Aufgaben widmen würde. Als Ordensmann hatte ich 3 bis 4 Stunden tägliche Gebetszeit. Ich entschied, die noch um eine zusätzliche tägliche Anbetungszeit zu erweitern. Eine Kleinigkeit eigentlich. Und doch. Rückblickend war das eine meiner besten Entscheidungen. Weil sie mir selbst geholfen hat, einen Mentalitätswandel zu vollziehen. Weil sie mir vor Augen geführt hat, dass nicht ich der „Herr der Ernte“ (Mt 9,38) bin. Dass „wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, d