Kopfüber (3) – Zärtlichkeit & Stellvertretung
Das hier ist die Vorlage für die Predigt von P. George Elsbett LC bei der BeFree Messe gestern Abend gewesen:
Wir wollen bis zum nächsten Sommer in 4 Predigtserien über 4 „Core Values“ oder Kernwerte nachdenken. Ich glaube, dass die uns sowohl in unserem persönlichen Leben als auch als Gemeinde helfen können, mehr Thermostat und weniger Thermometer in dieser Stadt und darüber hinaus zu sein. In dieser ersten Serie denken wie über den ersten dieser Kernwerte nach: den DIENST. Was heißt es für einen Christen, zu dienen? „Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und mein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ Maria tut ihren Dienst an Jesus Christus und an der Welt indem sie am Fuß des Kreuzes steht. Und da sie Bild für die Kirche ist, also für jeden für uns, besagt das für uns, dass ein Christ dient, indem er lernt, wie sie und mit ihr am Fuße des Kreuzes zu stehen.
Ein frühkirchlicher Denker, der Hl. Augustinus, sagte einmal, dass folgendes Kriterium helfen kann, die Bibel zu verstehen: das Neue Testament ist (symbolhaft) verborgen im Alten. Und das Alte ist erfüllt im Neuen. Die erste Lesung von heute über Adam und Eva ist ein Kommentar auf das, was wir heute im Evangelium hören. Also: heute geht es um zwei Arten von Bäumen. Zwei Arten von Menschen. Zwei Arten von Beziehungen. Zwei Arten von Liebe. Die Liebe zu Gott, die bis zur völligen Uneigennützigkeit reicht und die Liebe zum Selbst, die soweit führen kann, dass man schließlich Gott hasst.
Die Beziehung zwischen Adam und Eva folgt eine Logik des Egoismus. Das war nicht immer so. Sie waren nackt, empfanden aber keine Scham vor einander. Sie mussten sich nicht verbergen. Völlige Transparenz. Keine Angst davor, benutzt zu werden.
Dann die Tragödie: Heute Morgen wurde mir klar: der Apfel, das ist einfach Eva, der Apfel, das ist einfach Adam selbst. Es gibt tausende von Dingen in unserer Welt, die wir ruhig nutzen und sogar konsumieren können. Aber eben nicht einen anderen Menschen. Er darf niemals Mittel zum Zweck sein. Er darf niemals auf das Niveau eines Konsumobjektes degradiert werden oder sich dazu degradieren lassen oder andere dazu degradieren. In der Logik des Egoismus wird der Apfel, der andere, und gerade seine oder ihre Sexualität, gierig an sich gerissen. Es geht nicht um den anderen, trotz aller Beteuerungen von Liebe und Wertschätzung. Das macht die Verletzung und die Feigenblätter noch größer, die darauffolgende Einsamkeit noch intensiver, den Verrat noch bitterer.
Die andere Beziehung hingegen, die Beziehung zwischen dem neuen Adam Christus und der neuen Eva Maria, folgt einer Logik des Schenkens. Maria steht fest. Sie reißt die Frucht, die dort am Kreuzesbaum hängt und Jesus heißt, nicht gierig an sich. Sie lässt ihn gewähren. Sie steht einfach da. Und über dieses Dastehen möchte ich heute mit euch nachdenken. Denn dieses Dastehen hat unterschiedliche Schichten der Bedeutung. Ich möchte mich auf drei dieser Bedeutungen konzentrieren, jedes tiefer als das vorherige: „Sie steht da“ will sagen:
- Uneigennützigkeit
- Zärtlichkeit
- Stellvertretung
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Maria stand (esteikeisan – Stellung halten. Nicht weichen, standhalten) am Fuß des Kreuzes.
Uneigennützigkeit.
Maria steht. Fällt nicht um. Rennt nicht weg. Stellt sich dem Geschehen. Wehrt sich nicht. Das ist ja der Prozess, den letztlich jede Mutter durchgehen muss. Das Bild der Mutter vor dem sterbenden Sohn beschreibt das, was jeder Mensch irgendwann tun muss, um er selbst zu werden: loslassen. Sterben, um zu leben. Den Sohn seiner Berufung nachgehen lassen. Auch wenn sie weiß, er wird für sie „gestorben sein“, die Nabelschnüre des Lebens müssen durchtrennt werden. Er muss Schwieriges durchleiden. Das kann sie ihm nicht ersparen. Sie will ihn dabei sogar unterstützen, schweigend beistehen. An ihn glauben, ihm helfen, die beste Version seiner selbst zu werden, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Also den Sohn nicht FÜR SICH haben zu wollen, sondern FÜR DIE WELT. Uneigennützigkeit ist Bedingung für Liebe und Dienst.
Adam und Eva waren nackt, aber empfanden keine Scham. Je intimer eine Beziehung, je mehr sie ohne Masken ist, je näher man einander kommt, desto mehr braucht es Selbstbeherrschung, um den anderen nicht für SICH zu ergreifen. Die nackte Eva steht vor Adam in ihrer atemberaubenden Schönheit. Aber Eva wird Adam nicht sehen können, wenn er sie nur an sich reißen will. Er sieht nicht mehr sie, sondern wird gierig nach ihrem Körper, will sie konsumieren. Sie wird degradiert zu einem Vergnügungsobjekt. Er schaut ihr nicht mehr in die Augen, sondern sein Blick wandert nach unten. Adam wird blind für ihre Schönheit. Er verkennt sie und ist wieder alleine, einsam in der Welt, ein „ich“ inmitten lauter Objekte, die er für SICH haben will. Maria unter dem Kreuzesbaum ist ganz anders. Sie will Jesus nicht für SICH. Sie gibt ihn hin.
Also, wirklicher Dienst am anderen verlangt, wirklich das Beste für den anderen zu suchen. Und das Beste ist eben nicht, dass er mir dient oder nach meiner Pfeife tanzt. Es ist auch nicht, dass er selbst nur das tut, was er gerade will, sondern dass er Verantwortung für sein Leben und für die Welt übernimmt. Dass er realisiert, dass ihn das etwas kosten wird, dass das Leiden mit sich bringt. Man wächst nur durch die Überwindung dieses Leidens und dieses Schmerzes. Ein Kind, das immer nur seinen momentanen Impulsen folgt, wird unausstehlich. Reife wird nur mit der Konfrontation mit Dingen erlangt, die mir schwerfallen. Warum erlaubt Gott Versuchungen und Leid? Super schwierige Frage. Ein Grund dafür ist, dass Er wusste, dass wir die Versuchung besiegen können, dass wir dadurch wachsen werden.
Jesus ist allerdings der erste, dessen Liebe uneigennützig ist. Er ist festgenagelt am Kreuz. Ja, seine Arme sind ausgebreitet, um die neue Eva zu umarmen. Ja, seine Hingabe an sie ist komplett, rückhaltlos, ohne Vorbehalte. Ja, „wenn ich von der Erde erhöht bin“, sagt er woanders, „werde ich alle Menschen an mich ziehen“. Und gleichzeitig extremer Respekt und Wertschätzung für ihre Freiheit. Er kann sich keinen Millimeter bewegen, um sie zu zwingen. Die Nägel halten ihn fest.
Das Bild des am Kreuz festgenagelten Jesus und einer davor wie am Boden festgenagelt stehenden Maria ist so genial, weil es die Radikalität der notwendigen Uneigennützigkeit der Liebe zum Ausdruck bringt. Wie radikal dieses „Für-sich-haben-Wollen“ sterben muss, drückt Johannes vom Kreuz so aus:
Willst du dahin gelangen, alles zu verkosten,
so suche in nichts Genuss;
willst du dahin gelangen, alles zu wissen;
verlange in nichts etwas zu wissen;
willst du dahin gelangen, alles zu besitzen,
verlange in nichts etwas zu besitzen,
willst du dahin gelangen, alles zu sein,
verlange in nichts etwas zu sein;
und:
willst du erlangen, was du nicht genießest,
musst du hingehen, wo du nichts genießest;
willst du zu dem gelangen, was du nicht weißt,
musst du hingehen, wo du nichts weißt;
willst du zu dem gelangen, was du nicht besitzest,
musst du hingehen, wo du nichts besitzest;
willst du erlangen, was du nicht bist.
musst du hingehen, wo du nichts bist.
Zärtlichkeit
Die nächste Stufe des „Dastehens“ heißt Zärtlichkeit. Das Wesen der Zärtlichkeit besteht in der Tendenz, sich die seelischen Zustände des anderen zu eigen zu machen und ihm kundzutun und zum Ausdruck bringen, dass man diesen Zustand zu eigen gemacht hat.
Zärtlichkeit zielt auf den inneren Zustand des anderen ab, und auf die äußeren Umstände, die den inneren Zustand bedingen. Die Begierde bezieht sich auf den Körper des anderen als mögliches Objekt für den eigenen Gebrauch oder auf den anderen insofern er oder sie Quelle sein kann für die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse.
Zärtlichkeit kann vollkommen uneigennützig sein. Das Ziel der Zärtlichkeit ist nicht, was der andere mir gibt, sondern was der andere ist. Die Sinnlichkeit will, was der andere hat oder den Teil von ihm, der mir etwas bringt. Zärtlichkeit hingegen will nichts vom anderen, sondern ist ein Akt der Liebe und des Wohlwollens.
Die Sinnlichkeit und auch der emotionale Egoismus zielen ab auf das, was man für sich selbst will, die Zärtlichkeit ist ein Akt des Wohlwollens und der Hingabe an jemand anderen.
Zärtlichkeit ist nicht nur die Fähigkeit zum Mitgefühl, sagte Johannes Paul II., sondern sie beinhaltet ferner den Wunsch, mir deinen inneren Zustand zu eigen zu machen und dir kundzutun, dir zu zeigen, dass ich dich verstanden habe und dass ich mir diesen deinen Zustand sogar zu eigen gemacht habe. Es geht zuerst einmal darum, voll auf den anderen einzugehen und ihn/sie verstehen zu wollen, ein selbstloses Teilhaben an den inneren Vorgängen. Es geht bei der Zärtlichkeit in erster Stelle um ein Einswerden mit dem anderen in seiner Situation und nicht um eine Bewertung oder Korrektur. Ich empfinde in mir nach, was in dir vorgeht. Das zärtliche mitfühlende Dasein selbst verwandelt diese innere Situation des anderen! Weil Maria da ist, ist der neue Adam nicht mehr alleine. Er weiß sich verstanden. Er ist geborgen in ihr und sie in ihm. Maria steht einfach da. Sie hält die Stellung. Sie weicht nicht vom Kreuz. Sie steht zu ihm. Sie lässt ihn nicht allein. Sie manipuliert ihn aber auch nicht.
Die Begierde führt dazu, den anderen für sich zu gebrauchen, zu glauben, man könne gar nicht anders, es gäbe gar keinen anderen Umgangsstil. Die Zärtlichkeit offenbart genau diesen anderen Stil.
Zärtlichkeit kann in Sinnlichkeit und Begierde entgleisen, wenn sie nicht mit einer noch größeren Festigkeit in der Selbstbeherrschung einhergeht. Deswegen ist auch das „esteikeisan“ – die Stellung halten – so genial. Zärtlichkeit ist nicht Gefühlsduselei. „Zärtlichkeit ist der Gradmesser der Kultiviertheit und der Sensibilität der Einstellung gegenüber einer Person“ Liebe beinhaltet auch Elemente des Kampfes für den Menschen, den man liebt und für dessen wahres Wohl man kämpft. Übertriebene Zärtlichkeit ist eigentlich gar keine, sondern Egoismus, der seine eigene Befriedigung sucht.
Stellvertretung
Dritte Stufe. Stellvertretung. Georg Fraberger ist klinischer Psychologe in Wien und wurde ohne Arme und Beine geboren. Er hat 5 Kinder. Vor ein paar Jahren gab er ein Interview im ORF. Er erzählte dort die ein wenig abgeändert Geschichte von Moses Mendelssohn, des Großvaters von Felix Mendelssohn- Bartholdy. Moses hatte einen Buckel und wollte ein junges Mädchen heiraten. Seine Heiratsanträge lehnte sie aber immer wieder ab. Das konnte er nicht verstehen. Schließlich fragte er sie, ob sein Buckel der Grund sei. Er erzählte ihr, wie Gott ihm in einer Vision dieses wunderschöne Mädchen gezeigt habe, das er einmal heiraten sollte. Sie hatte aber einen Buckel. „Lieber Gott“, habe er darauf gesagt, „das kannst du doch nicht zulassen! Gib mir den Buckel und lass sie schlank gewachsen und wohlgefällig sein!“ – Fraberger ist kaum fertig mit dem letzten Satz, und man merkt, dass die Interviewerin in diesem Augenblick begreift, was er sagen wollte: Vielleicht ist er ohne Arme und ohne Beine geboren, damit seine Frau nicht so sein musste. Und das ist ihm Quelle von Sinn und sogar Freude. Die Interviewerin war kurz sehr berührt, wechselte aber schnell das Thema.
Hier treffen wir vielleicht den Wesenskern der christlichen Botschaft. Es geht bei der schmerzhaften Mutter nicht einfach um ein psychologisches Paradigma oder einen Archetypus, sondern um ein historisches Geschehen. Genesis beschreibt die Urhochzeit zwischen Adam und Eva. Das war ein Modell von der Hochzeit zwischen dem neuen Adam, der Christus ist, und der neuen Eva, die die Kirche ist. Die Kirche sind auch wir und wird hier durch Maria am Fuß des Kreuzes repräsentiert. Gott schenkt sich gänzlich seiner Braut, der Kirche, hin. Ohne Vorbehalte, ohne Wenn und Aber. „Aus diesem Grund verlässt der Mann… das ist ein großes Geheimnis, ich beziehe es auf Christus und die Kirche“. Die beiden werden eins.
Maria hat die Kraft die Zärtlichkeit auszuüben, weil sie zuallererst Empfänger von Zärtlichkeit war. Sie hat sich zuerst lieben lassen von ihm. Sie war sich bewusst, dass der erste, der Zärtlichkeit übt, Jesus Christus selbst ist. Jesus weiß um unser Leid, um unseren seelischen Zustand. Er weiß, wie es dir geht, aber nicht aus der Distanz, sondern weil er es in sich nachempfindet, mit dir teilt, für dich auf sich nimmt. Sogar deine Sünden, deine Unzulänglichkeit, deine Wunden. Und das ist ein großes Geheimnis: er, der keine Sünden kannte, ist für uns zur Sünde geworden. Da kommen wir vielleicht der Sache ein wenig näher, was Stellvertretung heißen könnte: „Stelle“, „Ver“, „Treten.“ Ganz für uns an die Stelle treten, wo der „Blitz“ ihn treffen musste, zwischen die Sünde des Menschen und die Gerechtigkeit Gottes. Er TRITT für uns EIN. In dem Maß, wie wir das zulassen, ja sagen zu dieser Liebe, treten wir durch ihn in die Nähe des Vaters. Werden wir in ihm zu Söhnen und Töchtern Gottes. Seine radikale Annahme von dir als Mensch, von deinen Wunden, von deiner Unzulänglichkeit, sogar von deinen Sünden … er nimmt das alles in sich auf und macht sich das zu eigen. Er versteht dich durch und durch.
Jesus Christus, der neue Adam, wird am Kreuz solidarisch mit jedem Menschen. Er durchlebt die Gottesferne der Menschheit in seiner eigenen Person und macht es sich zu eigen: „Er, der keine Sünde kannte ist für uns zur Sünde geworden, um uns zur Gerechtigkeit Gottes zu machen.“ Und insofern, das Maria, die neue Eva, sich diese innere Situation ihres Sohnes zu eigen macht und daran teilhat, hat sie auch Teil an seiner Stellvertretung für die Welt, wird ihre Liebe fruchtbar, wird sie Mutter der Lebenden, der neuen Schöpfung in Christus: „Frau, siehe deinen Sohn“ – Aber insofern, dass Alles was von Maria von der Kirche gesagt werden kann und andersherum, ist Stellvertretung für die Welt, die Berufung von jeden Christen.
Dostojewski fragte sich einmal, was die es wohl brauche, um eine Diktatur zu Fall zu bringen? Und er antwortete seine eigene Frage: „Es braucht einen Menschen, der beginnt die Wahrheit zu sagen.“ Dostojewski war überzeugt, ohne das Wort „Stellvertretung“ in den Mund zu nehmen, dass wenn jemand beginnt die Wahrheit zu sagen, dies eine Art stellvertretende heilende Wirkung auf ein ganzes Land haben kann, wo sonst niemand mehr den Mut hat, die Wahrheit zu sagen. Hier stoßen wir auf ein großes Geheimnis. Wir sind irgendwie alle einer in Christus oder berufen es zu sein. Es ist so wie der Welleneffekt eines Steins in einem See. Was wir tun, zieht nicht nur Kreise im persönlichen Leben, es ist nicht nur eine persönliche Angelegenheit. Es trifft nicht nur einzelne Glieder des Leibes, sondern den ganzen Leib. „Wo ist dein Bruder?“ hatte Gott den Cain gefragt. Christus stellt die Caingeschichte auf dem Kopf in dem er diese Frage wie an sich selbst gerichtet aufgreift und ernst nimmt. Er tut das, was Cain nicht tat: er nimmt Verantwortung für den Bruder, der für ihn aber jeder einzelne Mensch der gesamten Menschheitsgeschichte ist. Er gibt für jeden Cain der Geschichte stellvertretend eine Antwort, auch für mich. Maria macht das ihm nach. Die Kirche bittet sie heute, dass wir das alle tun können:
Stabat Mater dolorosa:
Drücke deines Sohnes Wunden,
so wie du sie selbst empfunden,
heilge Mutter, in mein Herz!
Dass ich weiß, was ich verschuldet,
was dein Sohn für mich erduldet,
gib mir Teil an seinem Schmerz!
Lass mich wahrhaft mit dir weinen,
mich mit Christi Leid vereinen,
so lang mir das Leben währt!
An dem Kreuz mit dir zu stehen,
unverwandt hinaufzusehen,
ist’s, wonach mein Herz begehrt.
O du Jungfrau der Jungfrauen,
woll auf mich in Liebe schauen,
dass ich teile deinen Schmerz,
dass ich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
fühle wie dein Mutterherz!
Alle Wunden, ihm geschlagen,
Schmach und Kreuz mit ihm zu tragen,
das sei fortan mein Gewinn!
Hier geht die Zärtlichkeit so tief, dass sie fruchtbar wird, Stellvertretung wird: FRAU, SIEHE DEIN SOHN. „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinen irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt.“ (Kol 1, 24)
Stellvertretung. Für den Armen, den Bedürftigen, jeden. Gib mir den Buckel. Für dich zu beten. Für dich zu opfern. Gerade auch für den Feind. Das Leid, das du mir zufügst, das schenke ich dir. Ich vergebe dir, wenn du selbst nicht vergeben kannst. Wenn du nicht um Verzeihung bitten kannst, dann mache ich es für dich.
Wenn Du es nicht schaffst, gegen die Sinnlichkeit und die Begierde zu kämpfen, dann tue ich das für dich. Wenn du nicht mehr für die Wahrheit einstehst, dann mache ich es für dich. Wenn du deinen Stolz nicht überwinden kannst, dann ertrage ich mit Freuden, für dich gedemütigt zu werden.
Wenn du nach dem Vergnügen jagst, dann suche ich für dich das Opfer. Wenn du an dem Geld hängst, dann verschenke ich mein Geld, damit du eines Tages weniger deine Sicherheit darin suchst. Wenn du vom Zorn verzehrt wirst, dann werde ich mich für dich in Sanftmut üben. Wenn du noch so sehr vom Ansehen der anderen abhängig bist, dann werde ich mit Freude für dich ertragen, wenn andere sich über mich lustig machen und schlechter von mir denken. Wenn du gierig nach Aufmerksamkeit suchst, werde ich dankbar sein, wenn ich um deinetwillen weniger Aufmerksamkeit erfahre.
Stellvertretung bringt eine ganz andere Tiefe in unser Leben. Sie bringt eine ganz neue Tiefe in unseren Dienst am Nächsten. Besonders dann, wenn sie ein Ausdruck der Zärtlichkeit ist und nicht der Überheblichkeit zu denken, ich sei besser als du. Wenn ich mir deines inneren Zustandes zutiefst bewusst bin und ihn mir zu eigen gemacht habe. Weil ich erfahren habe, wer du in Gottes Augen eigentlich bist, wozu du mit Gottes Hilfe fähig bist. Weil ich um deine eigentliche Größe weiß und dir zeigen will, dass ich daran glaube, vielleicht mehr als du selbst. Und weil wir eins sind. Berufen sind, eins zu sein in Christus. Weil deine Freude, aber auch dein Leid auch meins ist. Weil du mir nicht fremd bist. Weil du mir nicht gleichgültig bist. Weil ich dich tragen will, damit du mit Seiner Hilfe auch beginnen kannst, andere zu tragen.
Mögliche Vorsätze für die Woche
Vielleicht nehme einer dieser Punkte für die Woche vor:
1. Google das Gebet „Stabat mater dolorosa“ und betrachte es einige Minuten lang.
Königsklasse: Bitte Maria darum, dass du Jesu Liebe und Leiden für dich nachempfinden und dankbar annehmen kannst.
2. Überleg dir eine konkrete Sache, die du für eine andere Person tun kannst, ohne dass es dir selbst Vorteile bringt.
Königsklasse: Tue es für jemanden,
den du nicht kennst und der nie erfahren wird, dass du das für ihn gemacht hast.
Königsklasse+: Tue es für jemanden, den du nicht magst.
3. Übe Stellvertretung!
Verwandle in dieser Woche etwas (eine Unannehmlichkeit, die Schwierigkeit in einer Situation das Richtige zu tun, eine Ablehnung etc.) in ein stellvertretendes Gebet für jemand anderen.
Königsklasse: Tue es für jemanden, der es echt brauchen könnte und versuche nachzuempfinden, wie es ihr/ihm gerade geht.