Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

Für mich. Jemand sagte mir mal, „Ich glaube schon, dass Gott Interesse an dieser Welt hat. Aber doch sicherlich nicht an mir persönlich. Wir sind doch wie ein Ameisenhaufen. Dass dieser Ameisenhaufen weiterhin funktioniert und sich in der Zukunft bewährt, könnte schon im Interesse eines Gottes sein. Aber er interessiert sich doch sicherlich nicht für jede einzelne Ameise!“ Oh doch. Genau das ist der Punkt.

Heute geht es nicht um „die Menschheit im Allgemeinen“. Gott hat keine Interesse an vagen Allgemeinheiten. Gott interessiert sich für den Einzelnen. Für mich eben. Seine Größe beweist sich darin, dass er sich klein machen kann. Er kennt mich besser als ich mich selbst. Er hat mehr Interesse an mir – unendlich mehr Interesse – als ich das jemals haben könnte.

In diesen Tagen habe ich begonnen, die gesammelten Schriften von Alfred Delp zu lesen. Delp war Jesuit, der von den Nazis am 2. Februar 1945 erhängt wurde. Ich finde seine Schriften sehr tiefgründig. Er sprach immer wieder davon, wie Gott es ernst mit uns meint. Es ist keine oberflächliche Beziehung. Wir gehen ihm sehr nahe. So nahe, dass er die Auswirkung meiner Sünde in seinem eigenen Leib spüren wollte. Gerade die Kommunion erinnert uns, wie ernst er uns nimmt. Mein Leib. Für dich.

„(Ich) lebe… im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“ (Gal 2,20) Für mich. Wenn wir das beginnen zu erfassen, dann ändert sich alles. Was ich uns ersehne, ist dass dieses Bewusstsein uns nicht kalt lässt. Nicht in den Sphären unseres Verstandes bleibt. Dass dieses Verständnis in unser Herz hinuntersickert. Uns ergreift.

Diese Gnade, die wünsche ich euch, die wünsche ich mir,

Einen gesegneten Karfreitag!

P. George