In den unterschiedlichsten Messen kommt hinter dem Klavier ein breites Lächeln einer jungen Frau hervor. Josma fällt durch ihre Offenheit, Fröhlichkeit und ihren Enthusiasmus auf. Als neuestes Mitglied im Team ist sie zuständig für die nächste Generation von Lobpreisleitern. Neben einem musikalischen Talent und einer bewegenden Gesangsstimme zeichnet sie aber auch eine tiefe Gottesbeziehung und eine beeindruckende Glaubensgeschichte aus. Wie Josma aus Indien über den Oman und Deutschland nach Wien in unsere Gemeinde gefunden hat, wo sie uns als Music Ministry Leitung bereichert, erzählt sie uns in dieser Geschichte.
„Die Welt ist so vielfältig!“
Josma wurde in Mangalore, Indien in eine katholische Familie geboren. Ihre Familie gehörte zu den 2% der Menschen in Indien, die Christen waren.
„Spiritualität hat in Indien einen hohen Stellenwert, weshalb ein religiöses oder spirituelles Leben nichts unübliches ist. Ich bin jedoch in die Kirche gegangen, weil meine Familie in die Kirche gegangen ist. Dort hatte ich auch ein schönes Gemeindeleben, war im Chor und war sogar Ministrantin. Ich war mit der Kirche verbunden, weil es eine Selbstverständlichkeit war.“
Mit 7 Jahren zog Josma in den Oman und ging in eine indische Schule, wo sie zusätzlich zu ihrer Erstsprache Englisch auch Arabisch lernte. Die kulturellen Unterschiede zwischen Indien und dem Oman, der neue Alltag, stellten sie vor eine Herausforderung. „Ich war damals überfordert und wusste oft nicht, wie ich mich zurechtfinden sollte“, doch rückblickend sieht sie den Umzug nicht nur als Belastung, sondern auch als ein Geschenk: „Trotz des Schmerzes, den dieser Ortswechsel mit sich brachte, bin ich heute dankbar für die Erfahrungen. Sie haben mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Ich kann darüber staunen, dass die Welt so vielfältig ist!“
Mit 18 Jahren kehrte Josma nach Indien zurück und studierte Ingenieurwesen. Nach dem Schulabschluss stand sie vor der Wahl: ein Musikstudium mit Schwerpunkt Klavier oder doch ein technisches Studium. Sie entschied sich für die vermeintlich sicherere Option – Ingenieurwesen. „Diese Karriere ist typisch in Indien. Meine Eltern haben meine musikalische Entwicklung immer sehr gefördert. Dass ich mich heute über Musik ausdrücken kann, verdanke ich ihnen“, sagt sie. Musik galt in ihrer Familie zwar als schöne Gabe, aber nicht als ernstzunehmende berufliche Perspektive. „Mit 18 hatte ich selbst noch wenig Klarheit darüber, was ich wirklich wollte. Also bin ich einfach diesen Weg gegangen.“
Eine persönliche Beziehung zu Gott hatte Josma in ihrer Jugend nicht. „Ich habe mich oft fehl am Platz und irgendwie ungewollt gefühlt“, erzählt sie. Die häufigen Ortswechsel in ihrer Kindheit und die Tatsache, dass sie in der Schule meist die Jüngste war, verstärkten dieses Gefühl der Orientierungslosigkeit.
„Meine Eltern haben mich geliebt und in vielem unterstützt, aber die Art, wie sie manchmal ihre Liebe zeigten, war für mich oft schwer zu verstehen – in einigen Fällen sogar schmerzhaft. Das hat mich immer wieder daran zweifeln lassen, ob sie mich wirklich lieben – und ob es Liebe überhaupt gibt.“
Als Josma zum Studium das Elternhaus verließ, wandte sie sich vom Glauben ab. „Ich fühlte mich leer und verloren, aber gleichzeitig auch zum ersten Mal frei – weg von allem, was mich zuvor eingeengt hatte. Gott und die Kirche schienen mir reine Zeitverschwendung. Ich wollte das Leben auskosten und stürzte mich in ein wildes Party-Leben.
„Wenn es dich wirklich gibt, dann ist jetzt eine gute Zeit um in mein Leben einzugreifen.“
„Ich habe 4 Jahre lang dieses Leben geführt. Irgendwann habe ich mich so leer gefühlt, dass ich meinen Blick zum Himmel gerichtet habe und gesagt habe ‚Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann wäre es jetzt an der Zeit in mein Leben einzugreifen‘, denn ich hatte keinen Lebensmut mehr“.
Die große Veränderung in Josmas Leben kam dann während 7-tägigen Exerzitien in Kerala, wo sie eine wahre „transzendente Erfahrung“ bei der eucharistischen Anbetung machen durfte.
„Als ich anfangs all diese Menschen bei den Exerzitien so freudig singend sah, dachte ich, das sei nur eine Show – echte Freude kannte ich selbst nämlich nicht. Da wusste ich: Egal was passiert, aber geistliche Musik würde ich nie machen! Am vierten Tag der Exerzitien, während der eucharistischen Anbetung, betonte der Priester, dass Jesus in allen Wunden und schweren Momenten unserer Vergangenheit gegenwärtig war. Obwohl ich anfangs skeptisch war, öffnete ich mich seinen Worten. Und plötzlich kamen all die Erinnerungen hoch, die ich lange verdrängt hatte – Erinnerungen voller Schmerz und Einsamkeit. Daraufhin durfte ich innerlich spüren, dass meine Tränen aufgenommen sind. Mein größter Schmerz war immer: Ich habe gelitten, und niemand hat es gesehen. In diesem Moment durfte ich erfahren: Christus sieht mich, Josma – und er liebt mich!
Das ist bis heute die schönste Erfahrung meines Lebens, auch wenn es anfangs schwer zu begreifen war, dass Jesus mich lieben konnte, wenn ich mich selbst nicht lieben konnte. Diese Erfahrung weckte in mir eine Neugier auf die Person Jesu.

Wenn diese Liebe bei mir bleibt, dann möchte ich dir mein Leben, und meine Begabungen schenken.
Als ich begann, mir bewusst Zeit zu nehmen, um Jesus kennenzulernen, merkte ich, dass Wunden in mir zu heilen begannen. Ich konnte meinen Eltern vergeben und sie auf eine Art und Weise lieben, von der ich nicht wusste, dass sie existiert. Nach und nach spürte ich eine innere Stärke und eine neue Lebensfreude – etwas, das vorher gar nicht da war. Ich konnte mich mehr hingeben, also habe ich Jesus gesagt: Wenn diese Liebe bei mir bleibt, möchte ich dir mein Leben, und meine Begabungen schenken.“
In 2020 begann Josma ein Theologiestudium in Deutschland, und kam dann 2023 nach Österreich, um ihr Studium hier fortzusetzen.
„Ich möchte dir ein Lied schreiben, indem ich erkläre, wie es mir geht, statt dir das zu erzählen“.
Josma at work.
„Ich möchte als Music Ministry Lead unsere Musiker auf ihrem musikalischen Weg begleiten. Ich möchte sie dabei unterstützen, ihr Potenzial und ihre Stärken zu entfalten. Ich möchte, dass unser Team einen Ort schafft, in dem Menschen Gott begegnen können – einen Raum, an dem sie sich von Gott berühren lassen, sich Ihm, der uns alle bedingungslos liebt, verletzlich zeigen, weinen und sich frei ausdrücken dürfen. Musik hat die Kraft, eine Atmosphäre zu erschaffen, in der das Herz aufgehen und die Liebe Christi aufgenommen werden kann. Denn letztlich ist das alles, was wir brauchen: die Gewissheit, dass wir geliebt sind, egal wie schwer das Leben sein mag – so wie ich es damals erfahren habe und immer wieder aufs Neue erfahren darf.“
Wir sind dankbar für alles, was Gott bisher in Josmas Leben bewirkt hat, und, dass er sie letztendlich hier her geführt hat. Josma hat ihre Geschichte auch auf Radio Maria geteilt. Falls du sie über ihr Leben in ihren eigenen Worten sprechen hören möchtest kannst du das unten über den Button tun!