Oh Gott! Was, wenn die mich finden? Höchste Anspannung. Kalter Schweiß bricht aus. Kein Scherz. Nur ein anderes Mal würde ich so etwas noch erleben, in der Sterbenacht von Margaret. Eine Stunde vor ihrem Tod rief sie ununterbrochen, so gut wie sie halt konnte, „Wasser! Wasser!“ Und doch. Ihr ganzer Körper war wie ein Eisklumpen. Krass. Aber bei mir ist es im Moment nicht anders. Wenigstens ist das mein Eindruck. Vielleicht werde auch ich in einer Stunde tot sein? Übertreibung? Vielleicht. Aber mein Körper scheint es nicht als Übertreibung zu bewerten. Er ist auf das Allerschlimmste eingestellt, will sich abr dagegen mit allen Kräften wehren. Wie lange ich schon hier bin? Keine Ahnung. Ewig eben. Sccchhhhh! Die Tür zu einem Nebenzimmer geht auf. Mein Herz pocht so laut, dass ich inzwischen befürchte, dass die anderen es hören können. Ein lauter Ruf. Stille. Aus meinen Versteck sehe ich nur die langsam umhergehenden Füße des Eindringlings. Oh Gott! Einen Moment lang bleibt er stehen. Ich halte den Atem an. Jetzt nur keine Panik, nur nicht durchdrehen, nur … aber schon drehte er, wer auch immer das war, sich um, schloss hinter sich die Tür. Gemurmel aus der Distanz. Dann wieder nichts. Absolute Stille.

Seit diesem traumatischen 3. Juli 1980 sind mehr als 36 Jahre vergangen. An meine Position unter dem Bett kann ich mich noch genau erinnern. Ein kleines Kind, eben aus Deutschland gekommen, erleidet einen Herzinfakt unter einem Bett. Na ja, nicht ganz. Aber fast einen. Die Situation war wirklich brenzlig. Die neuen Nachbarn hatten diesen kleinen Jungen zu sich einladen wollen, hatten sogar eine Party mit Kuchen und allem für ihn organisiert. Aber er hatte eine Heidenangst vor diesen Nachbarn. Er kannte sie ja gar nicht. Was würden sie mit ihm tun, wie würden sie sein? Er konnte ja noch nicht mal so richtig in deren Sprache mit ihnen reden. Er hätte sich ja blamieren können! … Gut, um ehrlich zu sein, hatte er an all das nicht gedacht. Schüttelfrost. Panik. Ja, das gab´s, aber normal denken? Diese Grenze war schon längst überschritten. Seine Komfortzone verlassen? Ja, aber wie denn auch, bitte schön?“Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt“ (Jes 25,6) hieß es am Mittwoch in der ersten Lesung der Messe. Oh! Wie ich hoffe und darum bete, dass in diesem Advent uns allen die Hülle zerrissen wird. Gott ist kein Böser, der uns aufsuchen will, um uns ins Verderben und Unglück zu stürzen. Er kommt uns entgegen, um uns aus unseren Verstecken herauszuholen. Keine Party mit Kuchen und so, sondern die Fülle im Leben, die Freiheit des Geistes, die tiefe Freude der Erlösung. Er will uns helfen, eine neue Sprache zu verstehen, seine Sprache der Barmherzigkeit und der Liebe. Er will uns überfüllen und beschenken mit den Gaben seines Geistes. Er will unsere Dunkelheit zerbrechen, mit seinem Licht will er uns durchstrahlen. „Gott nimmt nichts und gibt alles“, sagte Benedikt XVI. einmal. Er nimmt nichts von dem, was uns erfüllt und uns mehr uns selbst werden lässt. Er gibt alles, denn er gibt uns sich selbst. Sich öffnen für dieses Geschenk. Sich lieben lassen. Sich von seiner Liebe durchdringen zu lassen. Selbst zu sprechen wie er. Selbst zu lieben wie er. Selbst sagen zu können, „ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20): Darum geht es zu Weihnachten.Eine gesegnete Adventzeit wünsche ich euch allen!Das ist meine leicht abgeänderte Einleitung zum unserem 15. tägigen Newsletter. Den kann man hier abonnieren. Den gegenwärtigen Newsletter kann man hier downloaden.Titelbild: pixabay