Braun bin ich, doch schön,

ihr Töchter Jerusalems,

wie die Zelte von Kedar, wie Salomos Decken.

Schaut mich nicht so an, weil ich gebräunt bin.

Die Sonne hat mich verbrannt.

Meine Mutter Söhne waren mir böse, ließen mich Weinberge hüten;

den eigenen Weinberg konnte ich nicht hüten.

(Hld 1, 5-6)

Ein Versprechen für immer

Wenn Mann und Frau vor dem Traualtar stehen, versprechen sie einander sich immer zu lieben, in guten wie in schlechten Zeiten. Eigentlich ist das unglaublich. Es ist ein Abenteuer, denn wer weiß schon, was auf einen zukommt? Welchen Lauf das Leben nehmen wird, was alles passiert? Aber es heißt nicht umsonst in der Bibel, dass es nichts gibt, was mehr Kraft und Stärke hat als die Liebe. „Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand (1 Kor 13,7).“

Die Liebe ist mehr als nur ein Gefühl. Sie ist eine Entscheidung auch die schweren Zeiten miteinander zu meistern, denn das Leben ist nicht immer perfekt. Es ist gekennzeichnet von Tiefpunkten, echten Krisen, die mit vielen Schmerzen verbunden sind. Und trotz alledem gilt das Versprechen: In guten wie auch, und man kann sagen besonders auch, in schlechten Zeiten.

Doch was machen, wenn es schwer wird? Ist es nicht gerade dann wichtig, den Blick gemeinsam auf Gott zu richten? Denn egal wo wir stehen, wir sind niemals allein. Er geht den Weg mit uns. Desto mehr wir uns in ihm verwurzeln, in seiner Liebe, desto mehr werden wir fähig so zu lieben wie er. Die Welt so zu sehen, wie er sie sieht.

In all ihrer Unperfektion, aber auch in all ihrer Schönheit.

Braun, und doch schön

Im Hohelied spricht die Frau von sich selbst: Braun bin ich, doch schön und dabei geht es nicht um irgendein Schönheitsideal, sondern um das Eingeständnis ihrer eigenen Sündhaftigkeit, die aber dennoch ihre Schönheit nicht entstellt. Trotz allem, was auch passiert sein mag, was sie getan oder auch nicht getan hat, sie weiß sich dennoch als schön. Nicht weil die Sünde schön ist, sondern weil sie sich so sehen kann, wie Gott sie sieht und wie wir uns gegenseitig sehen sollten.

  • Mit einem Blick, der mich liebt ohne Vorbehalt, der tiefer geht.
  • Mit einem Blick, der bereit ist zu vergeben.
  • Mit einem Blick der mich in all meiner Schönheit sieht.
  • Mit einem Blick, der mich auf meine Knie fallen lässt.

Und ich kann nur eins, ihn, meinen Gott, dafür danken und preisen. Und es ist genau diese Liebe, die so mächtig ist, einen durch die schweren Zeiten trägt. Es ist eine Liebe, die tiefer geht, die ihre Wurzeln in Gott selbst hat.

Die verwüsteten Weinberge

Im Hohelied ist mehrmals die Sprache von den Weinbergen. Die Frau soll die Weinberge anderer hüten, doch ihren eigenen Weinberg konnte sie nicht hüten. Dafür lassen sich zwei Deutungen finden. Metaphorisch könnte der Weinberg für die Jungfräulichkeit der Frau stehen, welche sie nicht bewahrt hat. Einen Schmerz, den sie tief in ihrem Herzen stets mitzutragen scheint. Auf der anderen Seite könnte der Wein