Eine Religion, in der Erfolg und Segen deckungsgleiche Größen sind, hat der Welt nichts zu sagen, denn was solch eine Religion sagen könnte, sagt die Welt sich bereits selbst. Unter dem Kreuz stehen Menschen und verhöhnen den Sterbenden. Sie bleiben ihrem einfachen Muster treu und rufen nach einem starken Gott: Erfülle unser Muster, dann wollen wir glauben!

Wow. Ich war gerade in Rom. Es war Tag 6 unserer Überlegungen als Regnum Christi zum Thema Jugendarbeit. Am Ende eines langen Tages mit Beten, Reflexion und Austausch gemeinsam mit weiteren Legionären Christi wie mich, aber auch mit Jugendlichen, gottgeweihten Männern und Frauen unserer gemeinsamen Familie der Bewegung Regnum Christi aus der ganzen Welt. Ich befand mich in einer kleinen Kapelle im Gebäude A der Generaldirektion unseres Ordens. Und hatte soeben den oben angeführten Satz von Martin Schleske aus seinem Buch „Der Klang“ gelesen. Ich habe dann die folgenden Gedanken mit ein paar Freunden geteilt. Aber er lässt mich nicht los. Deswegen nehme ich diesen Newsletter zum Anlass, um diesen Gedanken mit euch allen weiterzudenken. Im Grunde genommen ist er eine Bestätigung dessen, worüber wir in Rom nachgedacht haben. Die Fruchtbarkeit des Christen geht über den Kalvarienberg. Nicht an ihm vorbei. Wer im Tal bleiben will, soll gar nicht erst anfangen.

Ich würde mich hüten zu behaupten, dass die mangelnde sichtbare Fruchtbarkeit im Reich Gottes der mangelnden Bereitschaft entspringt, Weizenkorn zu sein. Ich würde aber sehr wohl behaupten, dass, wo diese Fruchtbarkeit offensichtlich zum Vorschein kommt, ein Mitgrund jener ist, dass jemand bereit war und ist, „mit Christus ans Kreuz geheftet“ (Gal 2,19) zu werden. Ein Wahnsinnsgeheimnis. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es bloß allein.“ (Joh 12,34). Liest sich so leicht daher. Und doch, gerade heute, wurde ich wieder daran erinnert, was das zuweilen heißen kann.

Ich durfte gestern endlich mal wieder eine junge Schwester, die ich schon vor ihrem Eintritt ins Anbetungs- und kontemplative Herz-Jesu-Kloster in Hall in Tirol gut kannte, besuchen (siehe Foto unten). Für die Welt ist sie hier so gut wie begraben. Sie schmeißt ihr Leben weg. Es lief doch ja alles so verheißungsvoll – Studium in Wien, Freundschaften, eine Zukunft, in der alle Träume sich langsam zu verwirklichen schienen. Und jetzt? Ins Kloster? Und noch so eins, wo sie nie wieder aus der Klausur herauskommen wird, nie wieder in den Bergen Tirols wandern gehen wird, eingemauert in einem selbst gebauten Käfig … ??? Und jetzt steht sie hier. Unter dem Kreuz. Und ruft nach keinem „stärkeren Gott“, sondern betet den Verachteten, Gescheiterten an. Wird selbst Weizenkorn. Leisten tut sie erst mal gar nichts und doch leistet sie gerade dadurch das Größte, indem sie nicht leistet, sondern einfach ist. In seiner Gegenwart hält sie sich gemeinsam mit ihm für diese Welt zum Vater hin – und tut gerade dadurch das, worauf es eigentlich in dieser Welt ankommt: anbeten.

Aber zurück zu uns. Wahrscheinlich ist das größte Sterben für den Christen das Scheitern. Das Scheitern, auch in der Mission im Reich Gottes, ist Voraussetzung, dass das Leben des Christen fruchtbar werden kann. Gott muss auch in ihm sterben dürfen, sodass sein Reich wachse. Eine große, aber notwendige Reinigung, sodass das Herz gereinigt wird. Vor allem von jeglicher Versuchung, selbst im Mittelpunkt stehen zu wollen. Selbst Protagonist sein zu wollen. Zu denken, die Fruchtbarkeit wäre Produkt des eigenen Könnens. Je leerer von sich selbst, desto aufnahmefähiger für die Fülle Gottes, desto mächtiger kann Gott durch ihn wirken.

Ich wollte das mit meinen Mitbrüdern und einigen Freunden und jetzt mit euch allen – und vor allem mit denjenigen unter euch, die Ihr euch in der Kirche zu engagieren versucht – teilen. Nicht, weil ich meine, es werde im Reich Gottes alles nur schwierig sein. Aber um doch daran zu erinnern, dass nicht alles immer leicht sein wird. Und das ist gut so.