Was ist Friede? Wie soll er, wie kann er gerade heute gehen? Einmal mehr ist die Antwort aus einer christlichen Perspektive unerwartet, vielleicht völlig überraschend und vor allem so ungemein dürftig, so unfähig, schnelle Lösungen vorzulegen. Und doch ist es die Lösung. Wenn es irgendwo auf dieser Welt Krieg gibt, dann ist das letztlich auf einen Unfrieden im Herzen zurückzuführen. Gerade deswegen ist es der christliche Ansatz zu sagen: ja! Strukturreformen, Gesetze, Friedenseinsätze, diplomatische Verhandlungen usw. – das hat alles seinen Platz. Aber all das wird absolut nichts nützen, wenn das Herz nicht gesundet, wenn das Herz in Unfrieden lebt, wenn das Herz im Krieg mit sich selbst, mit anderen oder mit Gott liegt. Letztlich ist Friede eine Frucht des Heiligen Geistes, eine Frucht der Liebe, die er selbst ist. Wir können uns für diese Gabe durch das Bemühen um den Frieden vorbereiten, sie aber letztlich nicht durch Leistung erringen. Gerade deswegen der Kontext der Exerzitien, ein Kontext des Gebets, ein Bemühen darum, sich zu öffnen für das, was Gott schenken will.

Friede im Herzen. Friede ohne Wenn und Aber. Friede, der bleibt. Friede, der Früchte trägt. Friede ohne Fragezeichen. Das ist das Thema dieser Exerzitien gewesen.

Wenn man die Exerzitien im Alltag durchführen will, schlage ich zwei mögliche Varianten vor. Variante eins: man hört jeden Tag einen Vortrag und nimmt sich dann in etwa eine halbe Stunde Zeit, um darüber nachzudenken, zu reflektieren, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Variante zwei: die Exerzitien können sich auch über die Dauer von 10 Wochen erstrecken. In diesem Fall hört man jede Woche eine Betrachtung und kommt dann in der jeweiligen Woche immer wieder auf diesen einen Punkt zurück, nimmt sich Zeit, sich damit auseinanderzusetzen.

Wenn jemand diese Impulse als Basis für solche Exerzitien im Alltag nehmen will, würde ich empfehlen, die Hauptbibelstelle, die in den jeweiligen (außer der ersten) Betrachtungen angegeben werden, selbst: 1. nachzulesen und zu versuchen, den Text zu verstehen, 2. eine Brücke zwischen dem eigenen Leben und dem Text zu bauen versuchen, sich zu fragen, was hat das mit mir zu tun? Was willst du, Herr, mir damit sagen? 3. ins spontane Gebet zu gehen und zwar anhand der Sehnsüchte, Auswirkungen, Regungen, die während des 2. Teils vorgekommen sind. 4. sich zu fragen, was hat dieser Text mit Gott zu tun,  was sagt der Text über ihn aus? 5. einen konkreten Vorsatz zu machen in Hinblick auf das, was man gelesen und betrachtet hat. Es tut ferner gut, am Ende der Gebetszeit kurz zurück zu blicken und wahrzunehmen: was waren in der Gebetszeit die Versuchungen, die Ablenkungen? Wo habe ich mit Gott oder mit mir selbst gerungen? Wo waren aber auch die Momente, die leichter waren, wo hatte ich Trost, welche Regungen gab es im eigenen Herzen? Gerade dieses „Hinschauen“ auf die eigene Gebetszeit kann wertvolle Einsichten in die eigene Beziehung zu Gott geben sowie Licht auf diejenigen Lebensbereiche werfen, wo noch Unfriede herrscht, wo es noch erforderlich ist, mit Gottes Hilfe für die richtige Ordnung zu kämpfen, sodass Friede sein möge.

Der oben angeführte Link gibt alle 10 Vorträge der Exerzitien wieder. Man kann aber auch die einzelnen Vorträge hier anhören:

  1. Einführung
  2. Wer bin ich?
  3. Christus und Pilatus
  4. Barmherzigkeit aber richtig
  5. Bethlehem: Ruf des Königs
  6. Der Friede im Sturm
  7. Die Stunde der Entscheidung
  8. Die letzte Predigt Jesu
  9. Emmaus!
  10. Die Taufe & das Leben im Geist