Dass die Flüchtlingsfrage nicht gerade unkompliziert ist, ja einverstanden. Dass die IS auch Krieger nach Europa einschleust, wahrscheinlich. Dass sich unter Kriegsflüchtlingen auch Wirtschaftsflüchtlinge verbergen, sicherlich. Dass manche Flüchtlinge der Bezeichnung Flüchtling ein schlechtes Image geben werden, ja, so ist es eben (genauso wie übrigens manche Kirchenleute allen Kirchgängern, manche Familienmitglieder einer ganze Familie, manche Bankiers dem gesamten Bankwesen und manche Bürger einem ganzen Land einen schlechten Ruf verleihen können). Dass die Flüchtlingsproblematik nicht nur einer Aufnahme- und Willkommenspolitik, sondern eben auch einer Integrationspolitik bedarf, steht außer Frage. Dass es Flüchtlinge geben kann, die extrem unreif sind und hoffen, das sie in Europa alles bekommen, ohne das geringste dafür tun zu müssen, ja, ich kenne welche, die so sind. Dass diese Tatsachen Ängste und Sorgen hervorrufen können und vielleicht gerade deswegen daran erinnern, dass es um eine Suche nach tragfähigen Lösungen gehen muss: meine völlige Zustimmung.

Aber wie, bitte schön, kann man sich noch Christ nennen, wenn man ebendiese Tatsachen als Vorwand nutzt, um genau gar NICHTS zu tun, um keinen Finger zu bewegen, außer um ihn zu erheben und alle diejenigen zu kritisieren, die etwas tun, um echte Not zu lindern? Eine angenehme Ausrede, um sich nicht die Frage stellen zu müssen, was mache ich den eigentlich selbst? Jetzt bitte nicht falsch verstehen. In der Hitze der Wortgefechte dieser Tage kann es schon vorkommen, dass man einmal etwas sagt, das man vielleicht gar nicht so gemeint hat – und ich hoffe sehr und bete, dass manche Kommentare über die Flüchtlingshelfer nicht ernst gemeint waren! Vielleicht unbedacht fließt etwas über die Lippen, weil man unkritisch eine gehörte Meinung weitererzählt oder eine Einzelerfahrung verabsolutiert und diese dann das Kriterium wird, um alles andere zu erklären. Mir steht es natürlich nicht zu, irgendeine konkrete Person ins Visier zu nehmen und zu verurteilen oder sogar zu meinen, dass ich wüsste, was in ihm vorgeht. Das weiß er, das weiß Gott und nur vor Gott hat er es zu verantworten. Ich beziehe mich vielmehr auf eine verbreitete gesellschaftliche Herzenshaltung, eine Gesellschaftskrankheit. Und die soll man sc