Jetzt geht es um die eigene Vergangenheit. Das letzte Buch von Johannes Paul II. heißt Erinnerung und Identität. Es betrachtet die Identität Europas. Die Geschichte mache einen wesentlichen Teil der eigenen Identität aus, lautet eine der Grundthesen des Buches. Daher verwendet Johannes Paul II. das Wort Erinnerung im Titel. Die These gilt sowohl für Länder und Kulturkreise als auch für den eigenen Lebenslauf. Die eigene Vergangenheit verleiht Hinweise über die Identität, über das, was man ist und über das, was man tun sollte, um sich selbst treu zu bleiben. Um einen Menschen kennenzulernen, reicht es nicht, nur einen halben Tag mit ihm zu verbringen. Um sich selbst besser zu kennen und begreifen zu können, in welche Richtung Gott einem führen will, reicht es nicht aus, einfach nur die Gegenwart anzuschauen. Die Betrachtung des ganzen Lebens kann dazu verhelfen, die Einladung zu hören, die Gott uns durch die Zeit hindurch entgegenbringt.
Was sagt denn die eigene Vergangenheit über den möglichen Weg aus? Oder was sollte man in seiner Vergangenheit anschauen, um die Berufung besser zu verstehen?
Sich an die kleinen großen Augenblicke in der Vergangenheit erinnern
Gott geht eine Liebesgeschichte mit uns ein. Er lädt uns ein, seine Freunde zu sein, manchmal ganz leise, manchmal ganz laut. Deswegen hilft es, sich an die starken Augenblicke des Lebens zu erinnern, daran, welche Zeichen es dort auf dem Weg gab. Nicht wenige Berufene können auch noch Jahre später den Moment schildern, als sie jemand das erste Mal fragte, ob sie nicht Priester werden wollten – obwohl sie vorher nie darüber nachgedacht hatten. Andere verspürten in einem ganz bestimmten Augenblick die Berufung. Andere wiederum können kein bestimmtes Datum nennen, die Gewissheit kann über viele kleine Momente erlangt werden: Sie fragen sich beim Lesen einer Bibelstelle, ob das ihr Weg sein könnte, wollen diesen Gedanke aber nicht wahrhaben. Dann lassen sie ihn während einer Anbetung doch wieder zu, dann folgen Beispiele einer Ordensfrau oder eines Priesters, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sie spüren einen tiefen Frieden bei einem Einkehrtag in einem Kloster, eine Ermutigung von einem Freund, und einiges mehr, bis sich langsam, aber sicher die Gewissheit festigt. Aber, und das ist der Punkt: Öfters reicht keines dieser Zeichen für sich allein aus, um Gewissheit zu erlangen. Es ist vielmehr der im Licht des Glaubens gesehene Zusammenhang, der über längere Zeit hinweg allmählich Sicherheit geben kann.
Durch den Glauben wissen wir, dass Gott in seiner Vorsehung alles zum Guten leiten will, dass seine Vorsehung nicht fehlschlägt. Man kann also in der eigenen V