Mission Blog #3

Gott kann sich des Erzählens einer Person bedienen, um andere zu bewegen, weil das Erzählen sehr stark wirkt. Denn der Erzählende stößt das Denken und Fühlen des Zuhörers an. Der Hörer nimmt so am Leben des Erzählenden teil. Persönliches Erzählen teilt also Lebenserfahrung mit. Der Hörer übernimmt mit der Erzählung auch die Botschaft des Erzählers und macht sie sich zu eigen, so dass sie in ihm wirkt. Wenn man von einer Erfahrung, die den eigenen Glauben gefördert hat, erzählt, kann sie also auch im Zuhörer zum Glauben führen.

Erfahrung wird auch zusammengefasst und mitgeteilt durch Begriffe, Lehrsätze und Dichtung in Versen. Allerdings sind diese Formen in der Vermittlung von Erfahrung und der Weitergabe des Glaubens weniger erfolgreich, weil sie den Zuhörer weniger in die ursprüngliche Erfahrung miteinbeziehen.

So besagt z.B. der Begriff „Schutzmantelmadonna“ das Gleiche wie der Katechismus in dem Satz: „Deswegen ist sie uns in der Ordnung der Gnade Mutter“ (KKK 968). Die gleiche Idee drückt  ein gedichtetes Kirchenlied aus mit den Worten: „Maria breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus; lass uns darunter sicher stehen, bis alle Stürm vorübergehen.“ Am eindringlichsten aber wird dieser Glaube durch eine persönliche, autobiografische Erzählung vermittelt. Ein Mann, der noch den Zweiten Weltkrieg erlebt hatte, erzählte so: „Nachdem ich im Lazarett war, habe ich einen von meiner alten Truppe zufällig auf dem Bahnhof getroffen. Da habe ich ihn gefragt, wie es den Kameraden geht. Aber der hat nur ganz traurig geschaut und gesagt: »Seit du weggekommen bist, ging alles schief. Viele leben nicht mehr.« Das kam wohl, weil ich nicht mehr für sie gebetet habe. Ich habe nämlich jeden Tag den Rosenkranz für meine Kameraden gebetet. Das hat uns geholfen. Die kleine Jungfrau Maria hat mich aus dem Krieg nachhause gebracht.“

Diese persönliche Erzählung hat eine stärkere Wirkung als ein Begriff, eine Lehre oder ein Gedicht,  weil die Person des Mannes der Erzählung mehr Bezug zur Wirklichkeit und Wichtigkeit verleiht. So wahr wie der Mann den Krieg überlebt hat und vor dem Zuhörer spricht, so wahr zeigt sich das Wort über die Hilfe Gottes. Außerdem wird der Zuhörer in die Erfahrung des Mannes mit  hineingenommen, der nämlich entdeckte, wie wertvoll das Gebet ist. Die Traurigkeit über die schlechte Nachricht des Kameraden und das Erstaunen über die schützende Wirkung des Betens werden vom Zuhörer innerlich mitvollzogen. So teilt der Mann eine Lebenserfahrung mit. Weil sie erzählt wird, gibt es eine gute Chance, dass sie im Herzen des Zuhörers ankommt und Frucht bringt. Von Gott zu erzählen ist also für den Glauben der anderen mindestens ebenso wertvoll wie hohe Theologie, Katechese, Glaubenslehre und schöne religiöse Texte.

Diese Serie “Von Gott erzählen” entstammt seinem Buch, „Von Gott erzählen – Anleitungen zu einem lebensnahen Glaubenszeugnis“. / Bild: office cliparts