Fierce Mercy. Eine harte Gnade. So lautet die deutsche Übersetzung. Auf meiner letzten Spendenreise hatte ich eine sehr lange Autofahrt durch Montana und Wyoming. Zu einem gewissen Zeitpunkt entschied ich mich die Autos zu zählen, die mir entgegenkamen. 100 km später hatte ich 4 gezählt. Irgendwann da rief mich Rahel von Hallow aus Portugal an, um mir die Advent-Challenge zu erklären. „So sehr hat Gott die Welt geliebt …“ (Joh 3,16). So lautet die Überschrift. Sehr schön, sehr passend zum Advent. Baden in der Liebe Gottes. Das tut immer wieder einmal gut. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Der Grundtext, auf dem die Challenge aufbaue, sei das Buch „Fierce Mercy“. Ich hatte noch nie davon gehört. Es ist eine krasse Geschichte. Und meine erste Reaktion war: Echt jetzt? Advent! Da geht’s doch um Vanillekipferl und „Es wird scho glei dumpa“ und Glühwein. Male mir nicht die Fastenzeit an die Wand, wenn wir uns ernsthaft über die Geburt freuen sollen! GLORIA! Freut euch! Ein Retter ist euch geboren! Aber je mehr mir Rahel darüber erklärte, desto mehr merkte ich, ja, diese Challenge könnte so richtig gut werden.
Ich hielt an, lud mir das Buch auf Kindle (mir ist das lieber als Audible, da ich mir die Texte, die ich relevant finde, nachher markieren und Notizen dazuschreiben kann. Manche mögen die Siri-Stimme nicht, aber das ist mir egal) runter und hatte für die nächsten 5 Stunden Zeit, mich in Fierce Mercy zu vertiefen. Da ich bei der Spendenreise insgesamt 5.000 km mit dem Auto gefahren bin, hatte ich es auch relativ bald gelesen. Rahel hatte recht. So richtig krass. Zwei junge Menschen, Sheldon und Davy, die ihren gemeinsamen Unglauben teilen. Aber auch ihre Liebe für die Poesie, für das Segeln, für alles Schöne. Eine romantische Liebe, die ihresgleichen sucht. Zugleich hat sie etwas Toxisches an sich. Ein Segelschiff auf den Bahamas. Eine Freundschaft mit CS Lewis. Ein beeindruckender Briefwechsel mit ihm. Der Angriff der Japaner auf Hawaii. Das Studium in Oxford. Die Bekehrung zum Glauben. Ein Dritter im Bund. Ihr Tod kurz danach. Knappe 40. Seine Erkenntnis, man wagt es nicht auszusprechen, dass dies eine Gnade war. Alles schreit auf: Nein! So kann es nicht sein! Ihr Mann schreibt das Buch. Fierce Mercy. Eine harte Gnade.
Ich musste mich an Edith Stein erinnern, wieder einmal. Sie hatte zwischen 1939 und 1943 immer am 6. Jänner eine Reihe von Impulsen für ihre Mitschwestern im Kloster zum Weihnachtsgeheimnis gehalten. Wir haben die Adventzeit romantisiert. Nicht alles ist übel. Im Gegenteil. Sie deutet hin auf die Vorfreude des kommenden Messias und das, was uns verheißen ist – wie CS Lewis dem Sheldon schrieb: „Wenn du wirklich ein Produkt eines materialistischen Universums bist, wie kommt es dann, dass du dich dort nicht zu Hause fühlst? Beschweren sich Fische, dass das Meer nass ist? Oder, wenn sie es täten, würde diese Tatsache selbst nicht stark darauf hindeuten, dass sie nicht immer reine Wasserbewohner waren oder sein werden?“ Advent soll in uns die Sehnsucht wecken. Das ist gut. Die Vorfreude auch. So wie die Weiten Montanas die Sehnsucht erwecken lässt, die das Ziel mit sich bringt.
Zugleich sollten wir den anderen Aspekt von Joh 3,16 nicht vergessen. Der bezieht sich auf den zweiten Teil des „So sehr hat Gott die Welt geliebt … sodass er seinen einzigen Sohn hingab, damit die Welt nicht zugrunde geht, sondern durch ihn das Leben hat.“ Stein deutet darauf hin, dass das Weihnachtsgeheimnis auch diesen Aspekt mit sich bringt. Das Licht kam in die Welt, aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Er kam zu den Seinen. Aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Er kam, er gab sich hin. Die Weihnachtsgnade will reichlich geschenkt werden. Aber es bedarf der Willigkeit, sich beschenken zu lassen. Sie kann aber auch ein hartes Geschenk sein. Weil sie uns lösen will von allem, was uns fesselt. Von allem, was uns noch krampfhaft im Ich-Verhaftet-Sein verharren lässt.
Sheldon Vanauken´s Fierce Mercy ist die beeindruckende Story einer Liebe, die schön, aber auch irgendwie krank ist, der Reinigung bedarf und diese auch erfährt. Und dadurch eine tiefe Freude entsteht, die nicht mehr von dieser Welt ist. Genau darum geht es ja in der Adventzeit. Uns auf die Weihnachtsgnade vorzubereiten. Auf den König, der kommt. Auf fierce mercy. Daher ist sie auch keine leichte Kost, weil sie in die Tiefe geht.
In diesem Sinne die herzliche Einladung, bei der Hallow-Challenge in dieser Adventszeit mitzumachen. Montag bis Mittwoch wird aus dem Buch vorgelesen und darüber reflektiert (da werdet ihr so einige bekannte Stimmen erkennen). Donnerstags werden Glaubenszeugnisse vorgetragen. Freitags wird ein Spezialgast zum Thema sprechen, Samstag wird Musik vorgestellt, die dazu dienen soll, unsere Herzen zu erheben und unsere Sehnsucht nach der Geburt des Erlösers zu vertiefen. Und sonntags wird die Predigt, die wir im Zentrum halten, eingespielt, die sich aber auch auf das Thema bezieht. Wir haben vier Wochen Advent. Jede Woche gibt es ein „Unterthema“: Begegnung. Umkehr. Hingabe-Verlassenheit. Triumph. Ich möchte dich einladen, dabei zu sein!
Einen gesegneten Advent!
P. George LC