Ein Messerstich ins Herz. Und doch. Sie hat überlebt. Will überleben. Masochismus? Ziemlich abgefahren, doch eigentlich hat es niemand so wie sie kapiert, worauf es ankommt. Also, nochmal: „Die Gewalt deines Schmerzes lass mich fühlen.“ Es ist 7:10 Uhr. Heute Morgen. Ich stehe in meinem Zimmer und versuche irgendwie nachzuempfinden, wie das wohl gewesen ist und was es zu bedeuten habe. Vor mir ein barockes Kruzifix aus Holz. Das Leinentuch Jesu flattert im Wind, das radikale Sich-Entblößen des Gottmenschen, das äußerste Sich-verwundbar-Machen ist dort festgenagelt. Angespannte Venen, aufgeschürfte Haut rund um den gigantischen Fußnagel, die linke Hüfte schwingt über die Kanten des Kreuzes hinweg, als ob die Flucht des noch lebendigen Jesus über die festgesetzten Grenzen der Nägel nicht hinausreichte. „Wenn du der Sohn Gottes bist, dann steig herab“ (Mt 27,40, vgl. auch Lk 4,9). Zu seinen Füßen steht aber auch sie. Oder wie es Johannes sagt (wenn