Das Problem

Eine fast unsichtbare, quabbelige, sich nicht mehr bewegende, wahnsinnig unappetitlich aussehende Götterspeise, die sich den Konturen der Umgebung völlig angepasst hat: So würde ich eine von Hunderten Quallen beschreiben, die bei der Ebbe an diesem Tag das Nicht-darauf-Treten in deren ekeligen Überresten fast unmöglich machte. Das war letzten Sommer auf einer Insel an der kanadischen Westküste, als ich versuchte, mein Ocean-Kajak an Land zu bringen. Ich habe die Quallen nie so richtig verstanden. An einem Tag könnte man nicht eine einzige finden, auch wenn man nichts anders tun würde, als den ganzen Tag lang danach zu suchen. Doch am nächsten Tag sind es Tausende, die zu dem führen, was ich soeben über diesen – normalerweise so herrlichen – Sandstrand auf Texada Island beschrieben habe. Und heute dachte ich mir: Zuweilen sind wir wie Quallen-Überreste an einem Strand. Wenigstens glaube ich, dass Papst Franziskus das meinte, als er in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am gestrigen 1. Jänner die verschiedenen Formen der Gleichgültigkeit beschrieb, die wie ein Krebs an der Substanz unserer Gesellschaft nagen. Die Gleichgültigkeit paralysiert. Sie führt zur Lauheit, Stumpfheit, Unempfindlichkeit. Man will sich am liebsten hinsetzen und genau nichts tun. Vegetieren. Die Formen der Gesellschaft, die einen umgeben, annehmen. Leben, wie es doch „eh alle“ tun. Der Gleichgültige hat keine Konturen, keine Kanten, an denen man ihn festhalten könnte, an denen er sich selbst festhalten könnte. Heute sind seine Prinzipien so, morgen so. Oder besser, es gibt keine Prinzipien, außer vielleicht eines: „Lass´ mich in Ruhe! Lass´ mich tun, was ich will!“ Alles wird ihm egal – und langsam, aber sicher, verliert er das Lebenswasser, das ihn formte. Unbeweglich geworden, ist er für nichts mehr zu begeistern. Er sinkt immer mehr ab, in „die Gleichgültigkeit, die erniedrigt, in die Gewohnheit, die das Gemüt betäubt un