Pater Andres Cuellar ist ein junges, freundliches Gesicht in der Gemeinschaft unserer Patres. Der oft ruhige und zurückhaltende, aber stets fröhliche und offene Pater ist nicht oft anzutreffen, aber wenn, dann teilt er tiefe Gedanken und Eindrücke. P. Andres stammt aus Mexiko und wirkt mit P. Stefan in Bratislava. Als P. Andres zu uns ins Zentrum kam, war er noch Diakon. Im Vorjahr durfte er die Priesterweihe empfangen. Am Gründonnerstag denken wir ganz besonders an alle Priester. Da dies die erste Karwoche für P. Andres als Priester ist, teilt er seine Gedanken mit uns.

„Der Gründonnerstag ist ein Tag voller Ereignisse…

… angefangen beim letzten Abendmahl bis zum Gebet am Ölberg und der Verhaftung und Verurteilung unseres Herrn. Was mich immer besonders bewegt hat an diesem Tag ist der Satz, mit dem der heilige Johannes diese letzten Momente Jesu mit seinen Jüngern zu beschreiben beginnt: „Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung […] Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch.“ (Joh 13,1,3-4).

„Ich glaube, dass ich mit diesen Worten beschreiben kann, was es heißt, Priester zu sein –

Besonders an diesem Tag, da wir das Priestertum besonders bedenken. Der Priester ist da, um „die Seinen“ zu lieben – das Volk Gottes – diese Leute, die Gott ihm anvertraut hat, um sie „bis zur Vollendung“ zu lieben. Der Priester soll mit dem Bewusstsein leben, dass er „von Gott kommt und zu Gott geht“ und dass Gott ihn gerufen und gesandt hat, eines Tages zu Ihm zurückzukehren – aber nicht alleine. Der Priester muss „vom Mahl aufstehen, sein Gewand ablegen, sich umgürten und den Seinen die Füße waschen“. Das Leben des Priesters hat nur dann Sinn, wenn er sich selbst beiseitelassen kann, um sich den Menschen anzunehmen und zu widmen – wie es Jesus getan hat. Das Leben des Priesters hat nur dann Sinn, wenn er fähig ist, in seiner Voraussetzung, von Gott gerufen zu sein, sich selbst abzulegen und sich in den Dienst seiner Mitmenschen und Brüder zu stellen.

„Als Priester habe ich gelernt, dass es das Wichtigste ist, sich für Gott und die Menschen verfügbar zu machen… um den Rest kümmert sich er!“

In einigen Wochen werde ich mein einjähriges Priesterjubiläum feiern und ich bitte Gott nur darum, mich wirklich dementsprechend leben zu lassen. Auch, wenn mich dieses Wissen schon mein Leben lang begleitet hat – gerade in diesem, ersten Jahr als Priester durfte ich ganz besonders erfahren, wie Er derjenige ist, der wirkt und alles in seinen Händen hält. Ich durfte erfahren, dass der Priester insofern ein „Alter-Christus“ durch die Tatsache ist, dass Jesus sich durch seine Priester – und oft auch trotz seiner Priester und unserer Unzulänglichkeiten, Fehler und Unwürdigkeit – zeigt. Als Priester habe ich gelernt, dass es das Wichtigste ist, sich für Gott und die Menschen verfügbar zu machen … Um den Rest kümmert sich er!