David Schwarzbauer stellt sich ab September in den Dienst des Herrn und des Zentrums Johannes Paul II. Im Interview begründet der Familienvater (44) und Gymnasiallehrer, warum er für das „Mission Partnership Development“ (MPD) die Komfortzone verlässt und dabei ganz auf den Herrn vertraut.

Um mit einem Bild zu beginnen, David: Du verlässt jetzt auf einem kleinen Boot den sicheren Hafen und fährst hinaus aufs offene Meer. Warum dieses Risiko?

Vor ungefähr einem halben Jahr ist mir ein großer Satz ins Gedächtnis gestiegen: Wenn das stimmt, woran ich seit 44 Jahren glaube, dann möchte ich es jetzt wissen. Das hat eine Dringlichkeit bekommen. Gott ruft mich und sagt: Hey, wie weit geht deine Entscheidung für mich, die du damals als Kind, als Jugendlicher, als junger Erwachsenen getroffen hast, als einer, der geheiratet, der studiert hat und in einen Job eingestiegen ist? Ich habe das immer auf den Lippen gehabt: Herr, verwende mich, zeige mir, was du willst. Er fragt mich, so wie er Petrus gefragt hat: Liebst du mich?

Du antwortest, indem du Missionar wirst?

Ich verspüre den Auftrag: Gott will jetzt Nägel mit Köpfen machen. Ich habe lange Zeit darüber nachgedacht, was es heißt, Gott nachzufolgen. Was es heißt, Gott zu lieben. Was es heißt, Gott zu dienen. Das erreicht jetzt eine völlig neue Dimension und ist wahnsinnig spannend.

Was ist spannend?

Ich hole kurz aus, wie es dazu kam. Im Zentrum sprechen wir schon länger über dieses MPD. Im Herbst des Vorjahres informierte uns dort eine Referentin darüber. Das hat mich sehr interessiert, aber nicht für mich. Danach fragte mich eine Freundin, warum ich so viele Fragen gestellt habe, und ob das etwas sei, was ich mir vorstellen könnte. Meine erste Reaktion: Das ist kein Thema für mich, ich hätte keine Sekunde daran gedacht, MPD zu machen. Ich habe einen Job, den mache ich gerne, ich bin in einer super Situation, ich habe das Gefühl, dort zu sein, wo Gott mich haben will. Das Gespräch hat mir dennoch zu denken gegeben, weil ich grundsätzlich nichts ablehne. Und dann gab es diese krasse Situation, dass die Schwester eines Freundes hat Vali (Ehefrau von David, Anm.) auf die Mobilbox gesprochen hatte: Sie hatte einen Traum, dass ich auf der Bühne stehe und Worship-Musik mache, die ich selbst geschrieben habe und die ganz besonders ins Gebet geführt hat. Und es passierten noch mehrere Dinge in diesen Wochen, wo ich mir dachte: ´Der da oben meint das ernst. Der will etwas von mir!´ Es war unglaublich, ich habe dann tatsächlich mit ganzem Herzen sagen können: Okay, das ist es! Gott, wenn du das willst, dann mache ich das!

Wie hat die Familie reagiert?
Wir haben in der Familie vereinbart, dass wir bis Ostern nachdenken, mit anderen Leuten reden und darüber beten wollen. Ich habe zu Gott gesagt: ´Ich mache das. Wenn ich es nicht machen soll, musst du mir es bis Ostern sagen oder zeigen.´ Insgeheim hätte ich mir doch ein bisschen diese Bestätigung gewünscht: Ja, mache das, mit großen Engelsfanfaren und ´Du bist auserwählt´ … Doch es kam nichts. Gott hat meine Entscheidung ernst genommen. Ich glaube, er hat in mir diesen Wunsch, diese Bereitschaft gesehen, dass ich ins kalte Wasser springe. Selbst in Anbetracht einer sechsköpfigen Familie.

Und nun springst du ins kalte Wasser …

Ja, und das Spannende daran ist die Herausforderung, Gott dabei 100-prozentig zu vertrauen. Vertrauen auf seine Verheißung, dass jenen, die zuerst das Reich Gottes suchen, alles andere dazugegeben wird. Dann ist der Sprung ins kalte Wasser zwar abenteuerlich, mit Herzschlag und so, aber wir wissen: Es funktioniert und es kann uns nichts passieren, weil der Herr uns auffängt. Trotz allem war es ein langer und schwieriger Prozess. Ich habe eine Verantwortung als Familienvater, aber zuallererst eine als Christ, der dazu berufen ist, Gott die Ehre zu geben und sein Königreich zu verbreiten.

Du freust dich auf die neue Aufgabe?

Das wird eine echte Challenge, aber ich liebe Herausforderungen. Zu 80 Prozent ist es richtige Freude, zu 20 schon noch dieses mulmige Bauchgefühl, aber das habe ich auch am Mountainbike oder mit dem Snowboard im freien Gelände. Es ist auf jeden Fall sehr aufregend. Ich kann mich da voll reinlassen.

Voll reinlassen, wie sieht das für deinen kommenden Dienst im Zentrum aus?

Ich sitze jetzt in einem goldenen Käfig, habe einen super Job mit Sicherheiten wie kaum ein anderer – und werde bald rausfliegen aus diesem goldenen Käfig, aus der Komfortzone und alle Sicherheiten aufgeben.
Reinlassen heißt also – und auf das freue ich mich wahnsinnig –, jetzt Gott so richtig an die erste Stelle zu setzen. Reinlassen heißt auch, von meinen Ideen, Projekten und Vorstellungen davon, wie etwas am besten funktionieren könnte, runterzusteigen. Ich glaube schon, dass Gott das, was ich kann, verwenden will. Aber was das konkret heißt, welches Programm im Herbst entsteht, weiß ich nicht. Weil ich loslasse, mich ihm zur Verfügung stelle, der Empfangende bin. Ich will jetzt Gott in mir arbeiten lassen, und dann werden noch viel größere Dinge passieren. Er wird alles segnen, wird uns die Mittel geben, die wir brauchen, um unsere Arbeit gut machen zu können.

Zeichnen sich nicht doch schon inhaltliche Aspekte ab?

Natürlich schwirren bereits Ideen im Kopf herum. Wichtig werden für mich die Musik und die Glaubensvermittlung sein. Ich will helfen, dass Menschen berührt werden, sie zu Gott kommen, dass wir als Zentrum kreativ Dinge an den Start bringen, die Fernstehende erreichen, die aber auch jene weiterbringen, die Gott schon kennen. Es geht darum, die katholische Lehre, die Frohe Botschaft in verschiedene Formate, Mittel und Medien so zu verpacken, dass sie auch – nicht verwaschen – verstanden wird. Wir wollen digitale Kirche sein, wie zum Beispiel beim Format „Couple answers“, das fast aus dem Nichts heraus entstanden ist und viele Wellen geschlagen hat.
Aktuell fließt sehr viel Energie in den Bau des neuen Zentrums, der Kirche aus Stein. Wir wollen aber auch eine Kirche aus Menschen bauen. Deshalb wollen wir im Zentrum mehr Fokus auf die Inhalte legen, um den Ort auch beleben zu können, wo Gott erfahrbar wird.

Du hast von digitaler Kirche gesprochen – und die persönliche Begegnung?

Digital meint, Leute zu erreichen, die noch nie in der Kirche waren, und sie dann zu ermutigen, auch hierherzukommen. Ich habe einen sehr starken Drang, den Leuten Jesus zu zeigen, die ihn noch nicht kennen. Meine große Erkenntnis aus den letzten beiden Jahren ist: Es geht um die lebendige Beziehung zwischen uns, aber auch zu Gott. Es geht genau um den Menschen, der neben mir sitzt oder steht, dass ich ihm in der Begegnung beispielhaft zeige, wie Gottes Liebe ist – nämlich auch eine persönliche.

Zur Person

„Das Zentrum Johannes Paul II. ist meine absolute geistliche Heimat geworden“, sagt David Schwarzbauer. 2005 ist der aus Graz stammende Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch Pater George in Wien zum ersten Mal begegnet, daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden. Bei den Umbauten im Zentrum hat David wiederholt Hand angelegt. „Gott baut mit dem Zentrum Johannes Paul II. eine Kirche, nicht nur aus Stein, sondern aus uns Menschen. Diesen Prozess mitzumachen, ist unglaublich spannend.“ David ist mit Valerie verheiratet, die beiden haben vier Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren.

Zum „Mission Partnership Development“ (MPD)

„Damit schafft man eine Möglichkeit, Arbeiter in den Weinberg zu schicken, auch wenn der Gutsherr, der Weinberg-Chef, nicht viel Geld hat, sich diese Arbeit zu leisten“, sagt David Schwarzbauer. „Es geht ohnehin nicht ums Geld. Die Grundlage dieser Idee ist eine biblische, wie sie sich bei den ersten Christen herauskristallisiert hat: ´Wir sind überzeugt, Gott gibt uns allen alles. Und letztlich gehört alles Gott. Gott stellt uns also alles zur Verfügung, um das Himmelreich auf Erden zu verbreiten. Wir sind nur Verwalter. Aber, was mache ich mit dem, was mir geliehen ist? Ich kann das verwenden, um mir ein schönes Leben zu machen, die Frage ist nur: Wo ist mein Herz? Ich möchte gerne auf diese Geschichte verweisen, als Jesus die 5.000 speist. Wie macht er das? Er fragt: Was haben wir denn? Und die Menschen bringen Brot und Fisch. Was macht er draus? Er vollbringt das Wunder, dass alle satt werden. Genau das ist das Prinzip für MPD: Ich stelle meine Zeit, Arbeit und Kreativität zur Verfügung, das ist mein Brotlaib, den ich Jesus hinhalte.

Dann gibt es vielleicht Menschen, die sagen: Das kann oder will ich nicht, weil ich die Zeit nicht habe, aber ich kann vielleicht den zehnten Teil meines Einkommens geben. Das ist eine alte Tradition, schon aus der Zeit der ersten Apostel. Ich gebe meine Zeit, meine Arbeit, jemand anderes gibt 30 oder 100 € im Monat, der eine bringt die Brote, der andere die Fische und wir legen alles Christus hin, das ist unsere Form der Nachfolge. Und er verwandelt es, sättigt die 5.000 und es bleiben noch zwölf Körbe Essen übrig. Das ist die Verheißung.
Konkret sieht das so aus: Ich darf ein Partner-Netzwerk aufbauen. Bei Mission Partnership Development geht es darum, dass wir partnerschaftlich Christus nachfolgen, dass wir Menschen sammeln, die diese Vision mittragen wollen. Das Zentrum achtet darauf, dass ich nicht weniger bekomme wie meine Familie braucht. Gott gibt – und gemeinsam wollen wir seinem Ruf nachkommen und in seinem Weinberg arbeiten.“

Bild: David und Vali Schwarzbauer bei „couples answers“ – Zentrum Johannes Paul II.