So der Untertitel vom New York Times Bestseller Buch „4000 Wochen“ von Oliver Burkeman. Interessant. Kurz vor Weihnachten hatte ich Corona, eine „kleine“ Lebensmittelvergiftung kurz nach Weihnachten und dann Anfang Jänner noch eine mühsame Grippe, die sich ewig gezogen hat. Für mich etwas strange. Ich bin höchstens einmal im Jahr krank, nicht dreimal innerhalb von 30 Tagen. Und doch bin ich dankbar dafür. Anfang Jänner hatte ich eine volle Agenda und wollte so richtig durchstarten. Pustekuchen.
In meinem Tagebuch hatte ich schon davor notiert: „Ich durfte erkennen, was eine Freiheit und Geborgenenheit vorherrscht, wenn man einfach den Moment umarmt, und versucht mit dem mitzumachen, was du (der Herr) gerade tust. Ich glaube, das war eine tiefe Einsicht. Nicht, als hätte ich das vorher nicht gewusst. Es war aber irgendwie tiefer, existentieller und nicht nur verstandesmäßig. Nicht einfach zu unterscheiden, was du von mir willst, sondern eher realisieren: YOU are up to something, du machst gerade etwas, und ich darf mitmachen bzw. mitgehen. Der Wind weht, wo er will. Du baust Wellen, ich muss lernen zu surfen…und zu flotieren.“
Ich habe den Eindruck, dass mir während meiner Krankheit so Manches widerfahren ist, was einfach das Wirken des Herrn in mir war. Nicht weil ich mich besonders angestrengt hätte. Fast natürlich war die Gnade, den Beziehungen Vorrang über den „To-Dos“ zu geben. Und ganz allgemein hat sich mein Verhältnis zur Zeit ein wenig verändert. Ich musste mehr schlafen, um mich gut zu erholen, und hatte daher weniger „Zeit“, um Dinge zu erledigen. Und trotzdem habe ich den Eindruck, dass ich zumindest ein bisschen weniger gestresst bin, dass meine Zeit mit dem Herrn im Gebet (unsere erste Priorität als Ordensleute ist ja die Beziehung mit dem Herrn und das Gebet für die Welt – so dreieinhalb-viereinhalb Stunden am Tag) eine neue Qualität, Ruhe und Tiefe besitzt.
Ich glaube, dass mir der Herr durch die Krankheit geholfen hat, die Bedeutung meiner eigenen Arbeit ein wenig zu relativieren. Die Welt ist nicht untergegangen, das Zentrum steht noch. Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement. Das Buch von John Mark Comer, „The Ruthless Elimination of Hurry“ schlägt in dieselbe Scherbe. Und dann war noch der Austausch mit P. Mark, der gerade mit dem „Monk Manual“ Gründer, Steven Lawson, ein zweistündiges Zoom Gespräch hatte. „Was ist dein Verhältnis zur Zeit“ war da die Frage. Niemand findet Erfüllung im Leben, weil er seine To Do Liste abgehakt hat. „Weniger Tun“ – das war auch Thema bei unserer Jahresklausur. Im Allgemeinen versuchen wir Probleme zu bewältigen, indem wir noch mehr Dinge tun. Das Alles gibt zu denken. Die Akzeptanz der eigenen Begrenztheit. Vielleicht tut es uns allen gut mit dieser Frage zu ringen: Was ist mein Verhältnis zur Zeit?
Gottes Segen,
P. George LC