Berufungsblog #6

Gott ruft ins Dasein, er ruft beim Namen, heißt es in der Schrift.

„Jetzt aber – so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.“ (Jes 43,1)

Gott ruft den Menschen persönlich. Er ruft, um ihn unendlich glücklich zu machen und dem Leben seine tiefe Fülle zu schenken:

„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade.“ (Eph 1,3-6)

Oder:

„Nein, wir verkündigen, wie es in der Schrift heißt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (1 Kor 2,9)

Oder:

„Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,7-10)

Obwohl Gott nur unser Bestes, uns unendlich glücklich machen will, kann man bei der Berufungsfindung relativ leicht versucht werden, was den Prozess dieser Findung sehr erschweren kann.

Ich war acht Jahre alt. Wir waren eben auf eine neue Ranch in Kanada gezogen. Ein paar Nachbarn kamen vorbei, die uns kennenlernen wollten. Ich hatte Angst und versteckte mich unter einem Bett: „Was passiert jetzt, was denken diese Leute, wer sind die?“ Mit dem Ruf Gottes kann etwas Ähnliches geschehen. Man spielt mit Gott Verstecken. Man hat Angst. Was will er? Was wird mit mir passieren? Man steht vor Unbekanntem. Bisher hat man sein Leben gelebt, wie man es wollte. Jetzt soll jemand anderer mir sagen, was zu tun ist? Verliere ich dabei nicht meine Freiheit? In der Heiligen Schrift begegnet man des Öfteren Menschen, die vor Gott fliehen, sich vor ihm verstecken. Jona, zum Beispiel:

„Das Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn Amittais: Mach dich auf den Weg, und geh nach Ninive, in die große Stadt, und droh ihr (das Strafgericht) an! […] Jona machte sich auf den Weg; doch er wollte nach Tarschisch fliehen, weit weg vom Herrn. Er ging also nach Jafo hinab und fand dort ein Schiff, das nach Tarschisch fuhr. Er bezahlte das Fahrgeld und ging an Bord, um nach Tarschisch mitzufahren, weit weg vom Herrn.“ (Jona 1,1-3)

Dieses Drama zwischen dem rufenden Gott und den antwortenden Menschen sehen wir schon am Anfang, im Buch Genesis. Aber die Geschichte kann sich immer wieder auch in der eigenen Gegenwart abspielen:

„Als sie Gott, den Herrn, im Garten gegen den Tagwind einherschreiten hörten, versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn, unter den Bäumen des Gartens. Gott, der Herr, rief Adam zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich.“ (Gen 3,8-10)

Gott ruft – der Mensch antwortet … oder eben nicht. Es gibt die Pläne Gottes und die Pläne der Menschen. Gott, der in der Liebe ruft – der Mensch, der immer wieder daran zweifelt, dass Gott wirklich das Beste für ihn will, der Mensch, der sich versteckt, um den Ruf nicht zu hören. Was tun? Hier geht es vorerst darum festzuhalten: Einerseits kann es ein echtes Problem in der Berufungssuche werden, sich vor Gott zu verstecken. Anderseits muss es eine der Grundvoraussetzungen für jede Berufungssuche sein, sich von Gott her anschauen und aufrufen lassen zu wollen.

Diese Serie “Wohin? Finde deine Berufung!” stammt aus seinem Buch mit dem gleichnamigen Titel, mehr auf www.wohinberufung.com/ Beitragsbild vom Autor