Ideologie beginnt dort, wo die Idee wichtiger wird als der Mensch. „Die Wahrheit mit dem Löffel gefressen, ist die katholische Kirche die einzig wahre?“ so lautete das gestrige Thema bei Theologie vom Fass in Wien. Ein gewisses Unbehagen sitzt mir immer noch im Magen. Bei manchen Unterhaltungen, denen ich so zuhöre, kommt es mir schon vor, dass es hier und dort eigentlich gar nicht mehr um den Gesprächspartner geht, sondern um den Versuch, die eigene Unsicherheit zu überspielen, indem man die Gegenposition niedermacht. Oder dass man sich nur selbst bestätigen will, indem man aus einer Überheblichkeit heraus auf das arme, noch nicht so erleuchtete Gegenüber weiterhin herabschauen kann. Das „Du“ ist mir in Wirklichkeit nicht so wichtig, sondern nur, dass ich Recht habe und Recht behalte, meine „Wahrheit“ verteidigt weiß.

Heute feiert die Kirche Elisabeth von Thüringen, für mich eine der bemerkenswertesten Frauen der Geschichte. Als Mutter von drei Kindern stand sie voll im Leben. Sie war eine leidenschaftliche Liebhaberin, die gegen die Gepflogenheiten ihrer Zeit immer neben ihrem Mann bei Tisch saß, die Trauergewänder anzog, wenn sie ihn nicht auf seinen Reisen begleiten konnte, die 4 Tage lang ihrem Ehemann in Richtung Kreuzzüge hinterher und dann mitgeritten ist, weil sie ahnte: aus Jerusalem, da kommt er nicht lebend zurück. Die ärmsten und elendsten der Armen setzte sie bei sich zu Tisch und pflegte die pflegebedürftigsten unter ihnen in den von ihr errichteten Spitälern. Zeitgenosse Konrad von Marburg bericht