Liebe Ulli,
herzlichen Glückwunsch zum ersten eigenen Job. Jetzt stehst Du echt im Leben, hast Dein eigenes Geld jeden Monat auf dem Konto. Weißt Du, wer mir am meisten geholfen hat, mehr Geld zu verdienen? GOTT! Um das zu erklären, muss ich ein bisschen weiter ausholen:

Am 2. Dezember 1949 erblickte ich im Krankenhaus in Lübbecke/Westf. das Licht der Welt. Meine Mutter, damals 24 Jahre, römisch-katholisch, Kölnerin, Lederstepperin, mein Vater, 22 Jahre, Schlesier, evangelisch, Hilfsarbeiter. Ich: „Frühchen“, drei Pfund leicht, winzig klein.
Meine Eltern liebten mich sehr, umsorgten mich und der Herrgott lohnte es ihnen und ließ mich
wachsen und gedeihen. Meine Paten-Tante Else, eine Schwester meiner Mutter, kümmerte sich ganz lieb um mich. Von ihr erhielt ich ab und zu ein schönes Kleidchen, einen Ball, ein paar Glasmurmeln usw. Sie war eine sehr fromme Frau. Wenn sie uns besuchte, sang sie stets mit Freude die schönsten Lieder aus dem Gebetbuch. Ich hörte ihr fasziniert zu, und bald konnte ich alle Lieder auswendig mitsingen.

Als meine Erstkommunion bevorstand (5.4.59), war meine Tante Else fast noch aufgeregter als ich. Sie liebte den Heiland und die Gottesmutter sehr und durch sie lernte ich beide besser kennen und auch lieben. Was war ich glücklich, endlich den Heiland empfangen zu dürfen! Nun besaß ich auch ein Gebetbuch und „studierte“ Tag für Tag fleißig darin, bis ich alles auswendig konnte. So vergingen acht Jahre Volksschule. Ich aber war einfach so, wie es war, zufrieden.
Spielte mit den Jungs Fußball, kletterte auf Bäume, liebte Autos, mein Fahrrad usw. Aber der Herrgott stand immer an erster Stelle.

Der Glaube schwindet

Am 1.4.64 begann ich eine Ausbildung im Büro. Also war Berufsschule angesagt, und dort erteilte man Religionsunterricht. Es ging viel um Sex und gegen den Papst. Eines Tages ist in mir etwas zerbrochen, und ich empfand die „katholische Kirche“ nur noch als ein Lügengebilde. Was sollte ich noch da? Fortan blieb ich dem Gottesdienst fern, und wenn ich unseren Pfarrer aus der Ferne sah, ging ich ihm aus dem Weg, wechselte die Straßenseite oder machte einen Umweg. Ich legte im März 1967 eine super Kaufmannsgehilfenprüfung ab, war geschätzt und geachtet im Betrieb und beliebt im Freundeskreis, weil man mit mir „Pferde stehlen“ konnte. Überall war ich in vorderster Front dabei und half jedem, der meine Hilfe brauchte. Und trotzdem fehlte meinem Leben „etwas“. Ich dachte: „Dir fehlt ein Freund, ein Partner.“ Im Juni 1967 lernte ich meinen Mann auf einem Polterabend kennen. Endlich konnte ich „mitreden“. Er war (und ist) elf Jahre älter als ich: Riesenkrach daheim! Meine Trotzreaktion: Jetzt extra. Im Mai 1968 heirateten wir. Wermutstropfen: nur Standsamt, da mein Mann aus der evangelischen Kirche ausgetreten war (1957). Plötzlich wusste ich, was meinem Leben fehlt: Gott! Aber, ER passte nun gar nicht mehr in mein Leben zu zweit hinein. Da war einfach kein Platz für Ihn! Im April 1970 bewarb ich mich um eine Bürostelle in einem Metallbetrieb und wurde sofort ab 2.5. eingestellt. Super-Job, Gehalt na ja, nicht berauschend. Aber ich war zufrieden. Mein Chef und seine Frau hatten eine kleine Tochter, die ich bald innig liebte, denn sie spielte oft in meinem Büro. Sie starb mit sieben Jahren an Leukämie. Ihre letzten Worte waren: „Ich gehe zu Maria und Josef.“

Ich verstand die Welt nicht mehr und den Herrgott schon gar nicht! Warum diese Kleine? Besser ich! Denn ich war doch schon viel älter als sie und taugte sowieso nichts. Mit ihr konnte Gott doch viel mehr anfangen. Ich war doch, was Ihn betraf, nur eine Niete! Nun war also der Herrgott dur