Es ist der 12.12.2015. 23:45 Uhr. Ein Meer von funkelnden Lichtern knapp 10 Meter vor mir. Ich drehe mich um, aufgetankt habe ich, aber jetzt ist es an der Zeit zu gehen. Aber weit komme ich nicht. Denn jemand zupft an meinen Mantel. Ein bittender, fragender Blick begegnet dem meinen. Blicke dieser Art habe ich heute Abend noch nicht erlebt.


Die letzten zwei Stunden habe ich mich an verschiedenen Orten aufgehalten, nie zu weit weg vom Schwedenplatz im 1. Wiener Bezirk. Aber das Bermuda-Dreieck mit seinen Lokalen, Pubs und Nightclubs habe ich nicht verlassen. Um ehrlich zu sein: Leicht ist es mir nicht gefallen. Die Mission am Samstag zuvor war anders gewesen. Da war ich in meinem Milieu, Bars, die so voll sind, dass man den Atem anhalten muss, um sich zwischen den Menschenmassen zum nächsten Stehtisch hindurchquetschen zu können. Ich habe heute sogar gelesen, dass der Barkeeper einer Bar hinter den Stephansdom der beste der Stadt sein soll. Nicht, dass mich das besonders interessiert, aber dort fällt mir die Mission ziemlich leicht. Man kann gar nicht nicht ins Gespräch kommen. Besonders wenn man einen römischen Priesterkragen trägt und die Uhr an der Wand nach Mitternacht zeigt. Nur diese Woche wollten die jungen Leute von Zentrum Johannes Paul II. etwas Neues versuchen, eine Kombination zwischen „Bar Hopping“ wie in der Woche zuvor und „Street Mission“ – auf der Straße eben. Wir hatten drei Teams. Ich war im Bermuda-Dreieck. Tja, und dort waren die Blicke halt anders als der Blick, dem ich soeben begegnet war. Abweisend. Uninteressiert. Gleichgültig. „Was machst du nächste Woche?“ – Party, natürlich!“ – Haben die gar nicht gemerkt, dass Weihnachten vor der Tür steht? Nein, oder vielleicht schon, aber Weihnachten hieß halt „Party!“… Wieder einmal, wie auch in dieser Woche schon mal. Zwei Damen mittleren Alters kamen auf mich zu, eine ziemlich angetrunken und mit einem sehr interessierten Blick, die andere, offensichtlich nüchterne meinte nur: „Sie sind aber bei uns wirklich fehl am Platz!“ Natürlich waren nicht alle Blicke so. Es gab auch den einen oder anderen guten Austausch. Ich sehnte mich aber wieder nach dem Barhopping, darin hatte ich Erfahrung, das kann ich gut, das hier war nur mühsam. „Für Sie als Priester ist das mit der Menschenfurcht sicherlich kein Problem!“ ruft mir auf einmal einer der jungen Mitmissionare entgegen. Wenigstens konnte ich ihm ehrlich gestehen, dass es für mich in dieser ungew